Die Höllenfahrt nach Luang Prabang

Die Höllenfahrt nach Luang Prabang

Weltreise Tage 100-101  (08.02-09.02)

Es ist 8:30 Uhr und wir beginnen unsere zwei-tägige Reise mit einer Fahrt auf dem Moped. Das Reisebüro bei dem wir die Bustickets gebucht haben, schickt zwei kleine Laotische Mädels auf zwei Rollern. Ich schaue etwas ungläubich drein, aber Hanno ist mit seinen beiden Rucksäcken schon hinten aufgestiegen. Das Moped wackelt zwar etwas und die Laotin ist über das Gewicht etwas überrascht, fängt sich aber schnell und beide fahren los. Mir bleibt also auch nichts anders übrig. Den kleinen Rucksack nimmt meine Fahrerin zum Glück vorne zwischen die Beine und ich muss mich während der Fahrt nur um das große Monstrum auf meinem Rücken kümmern. Ein, zwei Mal wird es spannend, da meine Füße beim Anfahren den Halt auf den Fußstützen verlieren, aber ich fange mich und wir kommen heil beim Busbahnhof an. Vor lauter Freude vergesse ich fast meinen kleinen Rucksack auf dem Moped, aber die Fahrerin ist sehr nett und bringt ihn mir hinterher. Zum Glück, sind da doch alle wichtigen Sachen wie Pässe und so drin.

Der Bus ist überraschender Weise ein ganz passables Model und wir sind mit Snacks und Wasser gut ausgestattet. Wir treffen sogar noch eine alte Bekannte wieder, mit der wir schon die Reise von Pakse nach Thakhek zusammen zurück gelegt hatten. Sie war hier ein paar Tage bei einer NGO. Diesmal haben wir auch einen VIP Bus erwischt. Das Hauptmerkmal eines VIP Buses in Laos ist nicht die Qualität, sondern die Eigenschaft dass er durchfährt ohne in jedem Kaff neue Passagiere einzuladen. Und siehe da, wir halten wirklich selten und es wird auch so gut wie kein Fleisch am Spieß verkauft. In null Komma nix sind wir nach ca. 6 Stunden Fahrt in Vientiane.

Vientiane

Wie auch die Stadt, sind TukTuk Fahrt  und Hotel eher nichts sagend. Das Hotel ist OK, etwas dreckig, aber für eine Nacht ausreichend. Es ist gut gelegen und wir müssen weder weit zum Reisebüro noch zum Supermarkt laufen. Auch der Nachtmarkt ist direkt um die Ecke. Einzig die Aktion vom Geldautomaten war etwas uncool. Um unser Busticket nach Luang Prabang zu bezahlen brauchen wir natürlich Geld. Logisch. Karte würde auch gehen, kostet aber 3% Gebühren, wir Pfennigfuchser wollen die natürlich sparen. Also laufe ich schnell los zum Automaten. Der erste ist außer Betrieb und der zweite spinnt rum. Alles läuft glatt, bis er mir Geld und meine Karte ausspucken soll. Hier rattert und rattert es und ich denke schon, Mist die Karte können wir abschreiben! Wie erleichtert ich war als der Automat zwar ein Time Out bekannt gibt, mir aber meine Karte wieder aushändigt, könnt ihr euch ja vorstellen. Dummerweise gibt es kein Geld. Wir müssen also die Bustickets doch mit Karte zahlen (es ist auch noch ein miserabler Wechselkurs) und uns dann noch um das nicht ausgezahlte Geld kümmern. Das geht zum Glück glatt, da die Bank es nie bei uns abbucht. Das erspart uns viel Bürokratie.

Kleines Aside

Hatten wir eigentlich schon erwähnt, dass wir seit Phnom Pehn nur noch eine Kreditkarte für unser Reisekonto haben? Dort haben wir mit Hannos Karte Geldabgehoben und sie dann wohl einfach im Geldautomaten zurückgelassen. Selten dämliche Aktion sag ich euch. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir sie einfach vergessen haben. Seitdem gehen wir auch immer nur noch alleine an einen Automaten, damit wir nicht abgelenkt  werden. Die Karte ist jetzt gesperrt und es wurde vorher auch kein Spam mit betrieben, aber wir haben jetzt erst mal halt nur eine Karte, bis uns die andere zugeschickt werden kann. Was übrigens mit der DKB relativ einfach geht. 

Wir sind beide recht müde und gehen abends nur noch mal kurz über den Nachtmarkt um zu schauen und was zu futtern zu finden. Vientiane heben wir uns für einen eventuellen weiteren Besuch in Laos auf.

Der Höllenritt

Unser nächster Tag beginnt, sehr zu meinem Leidwesen, wieder extrem früh. Um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Im Halbschlaf esse ich meine Cornflakes und um 6:30 Uhr stehen wir unten vor dem Hotel. Unser Shuttle uns irgendwann zwischen jetzt und 7 Uhr abholen. Während ich noch versuche Wach zu werden. Beschließt Hanno ein bisschen Frühsport zu treiben und nutzt Rucksäcke, Stühle und Tische um Pull-ups, Sit-ups und Co. zu machen.  Ganz nach Asia Manier kommt das TukTuk dann um 7:15 Uhr und lädt nach uns noch eine Horde skandinavischer Jugendlicher plus gefühlter 100 Rucksäcke ein. Das TukTuk ist sogar für asiatische Verhältnisse so voll, dass der Fahrer an der nächsten  Ecke einen befreundeten Fahrer anhält und die Hälfte der Jugendlichen umsteigen muss.

Ein Haufen Schrott

Angekommen am Bahnhof halten wir neben einem Haufen Schrott der sich als Bus verkleidet hat. Beim vorbeigehen denke ich mir, wie bemitleidenswert die armen Passagiere sind, die mit dem Gefährt fahren müssen…Wir gehen erst mal zum Schalter wo wie immer ein Ticket gegen ein anderes ausgetauscht wird. Unser Bus hat die Nummer 3333 und ist irgendwo da. Der Mann hinter dem Schalter zeigt wage mit dem Finger schräg nach hinten.

Rucksäcke geschultert laufen wir in die angezeigte Richtung. Meistens werden die Zahlen der Nummernschilder als Busnummern genommen. So ist es auch diesmal. Ich sehe als erstes die 3333. Dann wandert mein Blick nach oben. Ungläubig, wie in Zeitlupe, schaue ich Hanno an und dann wieder den Bus. Es ist der Haufen Schrott! Mit dem sollen wir bis nach Luang Prabang fahren? Das ist doch ein Scherz. Wir gehen die Länge des Buses ab um uns das Ausmaß des Schreckens genauer anzusehen. Die Fenster sind von Rissen nur so durchzogen. In der Tür fehlen die Glasscheiben komplett. Der Bus ist über und über von Rost befallen und hier und da hat sich der Rost komplett durch das Metall gefressen. Wir überlegen eine Weile was wir machen sollen und steigen dann gegen alle gute Vorsetzte ein. Eigentlich ziemlich dumm. (Während der Fahrt entscheiden wir dann auch, so etwas nie wieder zu tun, und ab jetzt immer richtig zu recherchieren.)

Innen sieht es nicht besser aus. Die Sitze haben fast Antiquariatszustand, sind für Asiaten gebaut und seid dem Bau des Busses auch nicht mehr gereinigt worden. Ich schaffe es gerade noch mich in unsere Sitzreihe zu quetschen, Hanno passt aber beim besten Willen nicht rein. Kurz denken wir unsere Reise ist doch zu Ende. Dann erspähen wir die erste Reihe. Hier sitzt man zwar quasi auf dem Boden, kann aber die Beine einigermaßen ausstrecken. Der Busfahrer wird informiert, dass wir uns von unseren vorgegebenen Sitzplätzen entfernen – was ihn mal rein gar nicht interessiert – und wir gesellen uns zu den Orangenkernen unseres Vorfahrers in die erste Reihe. Hier sieht man das Elend der SpiderApp Scheiben zwar besonders gut, aber wir können ja die Augen schließen.

Was haben wir getan!

Um 8 Uhr sollte der Bus los fahren, um 8:45 Uhr rollen wir gemächlich vom Hof. Was wir jetzt noch nicht wissen, diese Gemächlichkeit sollte sich über die ganze Reise fortsetzten. Wir zuckeln also langsam durch die Vororte von Vientiane und dann über die Dörfer.

Wir machen es uns in unserem VIP Bus so bequem wie möglich und harren der Dinge die da kommen. Denn trotz seines VIP Status hält der Bus mal wieder an jeder Milchkanne und lässt Passagiere zusteigen. Hanno und ich überlegen und diskutieren ob das von der Busgesellschaft so beabsichtigt ist, oder ob der Fahrer die Aktion auf eigene Faust durchzieht und sich so sein Gehalt aufbessert. Eine Antwort haben wir bis heute nicht, ich bin aber von Variante 2 überzeugt.

Langsam, sehr langsam bahnen wir uns unseren Weg in die Berge, schleichen entlang der Schotterstraßen und umfahren Schlaglöcher. Ab und zu halten wir an, damit wir Fahrgäste unsere Blase entleeren können. Manchmal gibt es Toiletten, manchmal nur ein Waldstück. Das ist dann immer ein bizarrer Anblick, wenn der gesamte Bus in Richtung Wald rennt und sich alle gleichzeitig ein ruhiges Eckchen suchen. Aber auch das geht irgendwie, wenn man muss.

Essenstechnisch sind wir wieder gut versorgt, was auch wirklich mal wieder ein Segen ist. Erst gegen 15 Uhr halten wir an einem Restaurant irgendwo im nirgendwo. Die Küche hier ist von fragwürdiger Sauberkeit und wir knabbern lieber wieder unsere Kracker und essen die Bananen. Allerdings gibt es hier Chips mit Zitronen-Salz Geschmack. Ziemlich interessant. Ich kaufe sie nicht und bereue es immer noch, habe ich sie doch seitdem nirgends mehr gefunden.

Es hört nicht auf!

Gefühlt macht der Fahrer öfters Pause als dass er fährt. Die Zeit zieht sich nicht nur, sie ist gefühlt stehen geblieben. Irgendwie kommen wir einfach nicht vorwärts. Dann ist auch noch Stau. Die Straße wird neu geteert, aber es wollen auch mehrere LKW, Busse und Autos vorbei fahren. Der Bus hält und der Fahrer steigt aus um eine zu rauchen. Das kann dauern. Irgendwann geht es weiter und wir kriechen weiter in Richtung Luang Prabang. Am Straßenrand sehe ich Schnecken und Schildkröten die beim überholen fröhlich winken. Es wird dunkel und wir befinden uns immer noch in den Bergen. Kein gutes Gefühl, wenn man in einem Bus sitzt, der eigentlich ins Museum oder den Schrottplatz gehört.

Wir haben nicht mehr an eine Ankunft geglaubt

Aber auch diese Fahrt hat irgendwann ein Ende. Nach 15 Stunden Fahrt kommen wir um 23 Uhr in Luang Prabang an. Ein TukTuk fährt uns in die Nähe unseres Guesthouses und wir wecken den Nachtportier der neben der Rezeption auf dem Boden schläft. Wir schaffen es beide gerade noch uns den Bus-mief vom Körper zu waschen und fallen komplett erschöpft ins Bett. Jetzt erst mal 5 Tage ausruhen!

Ich liebe Handtuchschwäne!

Beim Ticketkauf hat man uns übrigens gesagt, dass die Fahrt Acht Stunden dauern soll. Damit haben wir natürlich nicht gerechnet eher an 10 – 11 Stunden gedacht. Dass wir geschlagene 15!! Stunden für eine Strecke von 340 km brauchen würden, damit hatten wir in unseren schlimmsten Albträumen nicht gerechnet. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 22 km/h!!!

Unsere Unterkunft

1 Nacht im Mekong Riverside Hotel in Vientiante für 18,20 € pro DZ

Carola

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