Puno – die andere Seite vom Titicaca See

Puno – die andere Seite vom Titicaca See

Weltreise Tage 246-249  (06.07-09.07)

Es ist Sonntag der 7.7.2019 in einer halben Stunde wird das Finale des Copa Americana angepfiffen. Peru spielt gegen Brasilien. Eine große Chance haben die Peruaner wohl eher nicht, aber das ist egal. Sie feiern trotzdem schon jetzt. Sie sind nämlich im Finale! Wir haben zwei Plätze in einer Bar in Puno ergattert. Vor uns stehen zwei Cusqueña Biere und draußen brutzeln unsere bestellten Steaks auf dem Grill. Es kann los gehen!

Mal wieder eine neue Grenze

Heute arbeitet Bolivia Hop nach südamerikanischer Zeit. Aus nicht erklärbaren Gründen fahren wir erst gegen 17:20 Uhr aus Copacabana los. 20 Minuten später als geplant. 15 Minuten später sind wir dann schon an der Grenze und schultern unsere Rucksäcke. Die Grenze bedeutet auch Buswechsel und wir dürfen also mal wieder eine Landesgrenze zu Fuß überqueren. Ich finde es immer wieder cool. Eigentlich ändert sich ja nichts, außer dass die Menschen beschlossen haben, dass hier ein anderes Land mit anderen Währungen und Regeln beginnt. Die Natur bleibt die gleiche. Eine verrückte Vorstellung mit unsichtbaren Grenzen.

Der Guide im Bus bläut uns ein ja drauf zu achten das wir auch einen bolivianischen Ausreisestempel bekommen, sonst kann es zu Schwierigkeiten bei der peruanischen Einreise kommen. Hanno und ich prüfen unsere Pässe also doppelt, bevor wir uns auf den Weg nach Peru machen. Das Grenzbüro in Peru ist nicht ganz so einfach zu finden, aber die lange Touristenschlange bringt uns dann doch noch auf die richtige Fährte. Vor mir in der Schlange ist ein Typ, der hat seinen Pass wohl nicht so genau angesehen. Er hat nämlich keinen Ausreisestempel und muss noch mal zurück nach Bolivien. Tja, so kann’s gehen.

Puno

Die restliche Fahrt ist ereignislos und schon nach 3 Stunden vorbei. Als wir in Puno ankommen, ist es dunkel, was nicht gerade dazu beiträgt, uns einen guten Eindruck von der Stadt zu vermitteln. Sie kommt uns ziemlich hässlich und ärmlich vor. Das bestätigt Jefferson unser Guide auch. Puno gehört zu einer der ärmsten Gegenden in Peru.

Mega praktisch ist übrigens, dass Peru/Bolivia Hop einen auch immer direkt bis zum Hotel bringt. Meistens in kleineren Vans oder Taxis. Gerade wenn wir abends in einer neuen Stadt ankommen, ist das ein Segen, denn dann wissen wir noch nicht so genau über die lokalen Taxi Preise und Unternehmen Bescheid und da ist der Shuttle schon stressfreier.

In unserem Hotel, dem Sonder P’arc, fühlen wir uns wie zu Besuch bei Oma. Möbel, Stoffe, Bad und sogar der Geruch erinnern uns beide an unsere Großmütter – eigentlich ganz schön. Nur der Teppichboden müsste nicht sein. Wir gehen noch schnell was leckeres Essen (Es gibt Quinoa Salat und Quinoa Burger) und dann ab ins Bettchen. Morgen sehen wir weiter.

Fußball!!!

Heute ist Sonntag und was eigentlich viel wichtiger ist, heute ist das Finale des Copa Americana. Brasilien spielt gegen Peru. Schon vormittags laufen die Fernseher und die Peruaner tragen ihre Trikos in freudiger Erwartung. Wir wollen uns das Spiel natürlich nicht entgehen lassen und nachdem wir uns am Hafen zwei Tickets für eine Inseltour am nächsten Morgen gekauft haben, geht es auf Location Suche.

Fündig werden wir in einer Seitenstraße im Zentrum von Puno. Warum gerade hier? Das BBQ vor der Tür hat uns überzeugt! Es ist nämlich schon nach 14 Uhr und wir haben Hunger. Wir finden noch einen Tisch, bestellen zwei Bier und fragen was es zu Essen gibt. „Essen? Nichts. Erst später.“ „Und was ist mit dem Grill draußen?“ „Der gehört nicht zu uns.“ „Aber können wir da was zu essen kaufen und es hier drinnen essen?“ „Klar.“ Ach, die Peruaner sind so herrlich entspannt.

Dann geht das Spiel los. Peru schießt sogar ein Tor, zwar einen Elfmeter, aber Tor ist Tor. In der Pause bekommen wir dann auch endlich unser lang ersehntes Stück Fleisch, natürlich mit Kartoffeln und die zweite Halbzeit erlebe ich dann auch etwas entspannter, so ganz ohne Magenknurren.

Der riesen Copa

Dummerweise gewinnt Brasilien 3:1, aber die Peruaner freuen sich trotzdem. Im Finale gegen Brasilien zu verlieren ist ja nun wirklich keine Schande und sie sind einfach froh dabei gewesen zu sein.

Nach dem Spiel machen wir uns noch auf den Weg zum Supermarkt, außerdem brauchen wir noch eine Telefonkarte. Beides ist schnell gefunden. Allerdings ist das mit dem Kartenkauf mal wieder etwas unkonventionell. Im `Claro` Laden sitzt zwar ein Mitarbeiter, aber irgendwie ist er vom Fußall noch etwas mitgenommen. Er scheint nicht so ganz aufzunehmen was wir von ihm wollen und als er dann aus dem Laden rennt, um einen Kollegen zu suchen und einfach nicht wieder kommt, beschliessen wir unser Glück woanders zu suchen. Den Kollegen treffen wir dann auf der Straße bei einer Promo wieder. Hier gibt’s die selbe Karte, für den gleichen Preis, aber mit Startguthaben. Perfekt – wieder gespart.

Der Supermarkt ist seit langem mal wieder was richtig Modernes, hätten wir hier in Puno nicht erwartet. Wir fühlen uns wie zwei kleine Kinder in der Süßigkeiten Abteilung und brauchen ewig um ein bisschen Yogurt und Obst für heute Abend und Mittagessen für Morgen zusammen zu suchen. Es gibt einfach so viel zu entdecken. Irgendwann haben wir dann aber alles beisammen (es gibt morgen mal wieder Käsebrötchen mit Gürkchen) und es geht zurück ins Hotel.

Puno

Übrigens, die Stadt haben wir heute, bei Tag in einem ganz anderen Licht gesehen. Sie ist zwar keine Schönheit, aber uns gefällt es hier. Wie hat uns ein Peruaner ein paar Tage später erzählt?: „Während Städte wie Arequipa und Cusco mit Botox und Schönheits-OPs ihr Alter zu vertuschen suchen, altert Puno mit Würde inklusive Falten und Leberflecken.“ Das fanden wir sehr schön und passend. So bleibt nämlich auch ihr Charakter erhalten, und davon hat sie viel! Den Hauptplatz, den Plaze de Armas, haben wir nicht fotografiert. Er reiht sich nämlich in die immer länger werdende Liste „der schönsten Baustellen der Welt“ ein.

ein Platz in der Innenstadt

Die Uros Inseln

Nicht weit von Puno entfernt, auf dem Titicaca See, liegen die Uros Inseln. Eine Ansammlung von künstlich angelegten, schwimmenden Inseln. Auf ihnen leben Menschen schon seit hunderten von Jahren. Ursprünglich sind sie von den Inkas geflüchtet und ihr Zufluchtsort war der See. Die Inseln, Häuser und auch die Boote werden traditionell aus einer Art Schilf hergestellt und die Inseln schwimmen wirklich. Eine unglaublich Vorstellung, dessen Anblick ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte.

Blöd nur, dass man die Inseln so gut wie nicht im Alleingang entdecken kann, sondern nur im Rahmen einer Tour dort hin kommt, und blöd dass die Touren so ziemlich alle einen schlechte Ruf haben. Sie sollen wohl eher einer Heizdeckenfahrt ähneln, bei der die Bewohner der Inseln den Touristen hauptsächlich ihre Handwerksarbeiten anbieten und die Geschichte der Inseln nur stiefmütterlich behandelt wird. Deshalb haben wir auch nicht über einen Touranbieter gebucht, sondern sind gestern zum Hafen gelaufen, in der Hoffnung dass wir dort vielleicht einen Anbieter finden, der uns nur die Bootsfahrt verkauft, wir uns dann auf den Inseln aber frei und vor allem alleine bewegen können. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Unser Ticket beinhaltet übrigens nicht nur den Transfer zu den schwimmenden Uros Inseln, sondern auch noch zur Taquile Insel, so bekommen wir vielleicht noch ein bisschen authentisches peruanisches Titicaca Leben mit.

Die Verkaufsfahrt

Um 7 Uhr geht es also los, und wir merken schnell, wir sind genau da gelandet wo wir eigentlich nicht sein wollten. Der Bootstransfer entpuppt sich als komplette Touri-Tour mit Tour guide und allem drum und dran. Außer uns sitzen noch ca. 20 andere Touris aller Nationalitäten mit im Boot. Na gut, dann ist das jetzt so. Wir haben wenigstens nur die Hälfte von dem gezahlt was man so im Internet für die selbe Tour hinblättert – nämlich 35 Soles (ca. 10 €) pro Person.

Nach ca. 45 Minuten docken wir dann an „unserer“ schwimmenden Insel an und der Inselälteste begrüßt uns in deren Sprache. Unser Tourguide animiert uns, mit den Worten zu antworten die er uns eben noch beigebracht hat und Hanno und ich sind bereit vor Fremdscham im Boden zu versinken, oder im Schilf… Dann lernen wir tatsächlich noch ein bisschen was über die Inseln, zumindest wie sie gebaut werden. Warum und wie die Leute dort wohnen erfährt Hanno später nur auf Nachfrage. Die anderen Touris scheint das nicht zu interessieren. Die sind eher damit beschäftigt die Souvenirstände leer zu kaufen.

Der Weg führt durch Schilffelder
Die schwimmenden Inseln von Uros
Die Inselgemeinschaft
So sieht der Rand der Inseln aus

Dan wird es unangenehm, immer vier Touris werden in eins der Häuser eingeladen. Dort werden die Handwerksarbeiten der Frauen ausgepackt und wir dürfen sie bestaunen. Hanno und ich wollen natürlich nichts kaufen, aber zum Glück sind die beiden Amerikaner kauffreudiger. Ein Wandteppich wechselt für 40 USD den Besitzer und wir beide nutzen die Gelegenheit aus der Hütte zu kriechen.

Dann müssen wir noch ein recht lustlos vorgetragenes Chorkonzert über uns ergehen lassen, bevor wir uns wieder auf das Boot verziehen können. Allerdings sind wir momentan nur zu dritt. Die anderen 17 Leute beschließen nämlich, sich in einem furchtbar schlechten Nachbau eines traditionellen Schilfbootes für viel Geld über den See schippern zu lassen. Wir legen die gleiche Strecke übrigens kostenlos in der Fähre zurück, sammeln die anderen Touris auf der Hauptinsel auf, warten noch bis alle einen Kaffee oder ein Eis gekauft haben und dann geht es auch schon weiter – Endlich.

Der wahnsinnig schlechte Nachbau des Schilfbootes

Taquile

2,5 Stunden dauert die Fahrt in der langsamsten Fähre der Welt (es ist tatsächlich so, dass uns alle anderen Boote überholen). Irgendwann gegen Mittag kommen wir auf Taquile an. Hanno und ich haben uns während der Fahrt unsere Mitreisenden mal genauer angesehen und beschlossen, alles dafür zu geben, die Insel Taquile auf eigene Faust erkunden zu können. Mittagessen haben wir ja dabei, sind also autark unterwegs. Unser Guide Neo schaut zwar etwas verdutzt: „Ihr wollt kein Mittagessen?“ Aber als er erfährt das wir was dabei haben meint er: „OK, du sprichst ja ein bisschen spanisch. Also seit um 14:15 Uhr am Puerto Chillkano bei den vielen Steintreppen. Da holt uns das Boot wieder ab.“ Perfekt.

Erst mal geht es gefühlte tausend Stufen hoch und mein Körper findet das heute gar nicht gut. Das Bier gestern beim Fußball nimmt er mir auf 4000 Metern ziemlich übel und schnauft und keucht sich seinen Weg nach oben. Dort gibt es für uns erst mal Mittagspause um einen strategisch günstigen Punkt zwischen zwei Tourgruppen abzuwarten damit wir unseren Spaziergang über die Insel beginnen können. Wir werden übrigens mindestens zwei mal von locals angehalten und nach unserer Tourgruppe gefragt, wie im Kindergarten. Anscheinend ist es hier als Touri nicht üblich alleine über die Insel zu laufen.

Auf dem Weg zum Hafen finden wir noch ein paar alte Ruinen, das ist dann aber auch schon das Highlight der Insel. Taquile ähnelt der Sonneninsel schon sehr und wenn man schon mal dort war, sollte man sich wirklich gut überlegen, die insgesamt 5 Stunden Bootsfahrt  auf sich zu nehmen um diese Insel auch noch zu sehen. Sie ist schön, keine Frage, aber sieht der anderen eben doch sehr ähnlich.

Reetdächer gibts hier auch
Die alten Steine
Hier tragen die Schafe Ohrringe…

Wir sind 30 Minuten vor den anderen am Hafen, genießen die Sonne und bereiten uns mental schon mal auf die 3 Stunden Rückfahrt vor, die wir dann schlafend und lesend verbringen. Um 17 Uhr sind wir wieder in Puno. Alles in allem war der Auslfug nicht so ganz unser Ding. Die Uros Inseln waren schon recht interessant, und um sie mal gesehen zu haben, kann man die Verkaufsfahrt schon auf sich nehmen. So lange man weiß was einen erwartet und man nachher nicht enttäuscht ist. Taquile hat sich für uns allerdings nicht gelohnt. Die Fahrt war einfach zu lange, dafür dass man nur ca. 2 Stunden über die Insel laufen kann. Da lohnt sich die Sonneninsel in bolivianischen Teil des Titicaca Sees tausendmal mehr.

Irgnedwie muss man sich die Fahrt ja versüßen – warum nicht mit rumalbern

Trucha

Unsere Käsebrötchen heute Mittag waren jetzt nicht so reichhaltig und als wir in Puno ankommen knurren uns die Mägen erbärmlich. Heute ist unser letzter Tag am See und fest steht, dass wir noch mal Trucha essen wollen. Ob wir es die 20 Minuten bis in der Stadt noch schaffen ist fragwürdig, da ist es ein Glück, dass es am Hafen, genauso wie in Copacabana, kleine Lokale gibt, die sich auf Trucha spezialisiert haben. Eine Google Suche später sitzen wir bei Dona Juanita und bestellen Trucha. Wir haben Glück, denn eigentlich sind die Restaurants nur Mittags geöffnet. Auch Juanita ist schon am sauber machen. Zwei Truchas hat sie aber noch und schmeißt sie für uns in die Pfanne. Es ist wirklich super lecker und satt sind wir danach auch, was auch keine Kunst ist, denn der Fisch ist riesig und die Beilagen aus Reis, zweierlei Kartoffeln und Mais tun ihr übriges.

Trucha bei Dona Juanita – unbedingt empfehlenswert

Glücklich und zufrieden gehen wir noch im Supermarkt vorbei. Wir brauchen mal wieder Brot und Käse für die Busfahrt morgen und dann geht’s auch ab nach Hause.

Unsere Unterkunft

3 Nächte im Sonder P’arc für 14,50€/Nacht

Carola
1 COMMENT
  • Gabriele Simons
    Antworten

    Das Schaf mit den Ohrringen ist spitze. Jetzt weiss ich auch was ueber den Titicacasee, ueber den Namen habe ich mich schon als Kind amuesiert. 2 tolle Berichte.

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