Der Roadtrip nach Humahuaca

Der Roadtrip nach Humahuaca

Weltreise Tage 207-209  (28.05-30.05)

Da stehen wir also auf 4350 Meter Höhe und schauen auf die Berge von Hornocal, eine knall bunte, gezackte Steinformation mitten am Berg. Wie so oft, sind wir überwältigt was unsere Welt alles so zu bieten hat. Das ist wirklich besser als Fernsehen. Ganz langsam laufen wir zum Viewpoint. Langsam ist das Motto, denn unsere Lungen sind noch irgendwo auf 2500 Metern und kommen gleich nach. So fühlt es sich auf jeden Fall an. Das Atmen ist hier oben doch schon etwas schwerer.

Auto anmieten auf argentinisch

Es ist Dienstag Morgen 9:30 Uhr. Wir kommen am Europcar Schalter am Busbahnhof an. Außer uns ist niemand da, obwohl die Öffnungszeiten neben der Tür behaupten, es wäre geöffnet. Zehn Minuten später kommen zwei Typen mit Jeans, Pulli und Putzzeug und schließen die kleine Luke im Sicherheitsgitter auf. Ist jetzt offen? Anscheinend schon, denn sie winken uns durch die Luke. Scheint hier ganz normal zu sein, seine Kunden durch eine kleine Öffnung im Rollgitter steigen zu lassen um ein Auto zu mieten… Na gut, dann mal los.

Der ganze Anmietprozess zieht sich ewig in die Länge, was vielleicht auch ein bisschen an der Sprachbarriere liegt. Bustickets bestellen kann ich inzwischen, aber Versicherungsdetails auf Spanisch, da muss dann das schlechte Englisch der beiden Mitarbeiter herhalten. Zusammen sind wir stark und dann liegt nur noch die Hürde des spanischen Vertrags vor uns. Auf Englisch haben sie leider noch keinen, der ist noch in der Mache. Wir müssten bitte den auf Spanisch unterschreiben. Ja ne, ist klar…Ein Automietvertrag auf Spanisch. Entweder unterschreiben wir, oder der Roadtrip ist gestorben… Ach was soll’s, was kann schon groß passieren…wir unterschreiben und sitzen 10 Minuten später in einem schwarzen Chevi auf dem Weg nach Tilcara.

Der lange Weg zum Ziel

Unser Navi lotst uns zur Autobahn, der schnelleren von zwei Strecken nach Tilcara. Allerdings erinnere ich mich, dass man hier teilweise Zoll für die Autobahn zahlen muss. Da siegt mal wieder die Schwäbin in mir und wir fahren kurz vor knapp noch mal ab um über Land ans Ziel zu kommen. Eine, na ja, gute und schlechte Idee. Gut, weil wir so viel mehr vom Land zu sehen bekommen und es auch etwas abenteuerlicher ist als die Autobahn. Die Straße ist teilweise so eng, dass wir hoffen, keinem Gegenverkehr zu begegnen. Schlecht, weil wir durch die Anden fahren – entlang Serpentinen – und mir die ganze Strecke ziemlich übel ist und wir höchstens 50 km/h fahren können. Aus 2 Stunden Autobahnfahrt werden mal eben 3,5 Stunden.

Irgendwann ist es dann aber geschafft und wir halten an unserem ersten Stopp. Purmamarca ist ein staubiges kleines Dorf am Anfang der Humahuaca Schlucht, die für die nächsten 3 Tage unser Zuhause sein wird. Hier befindet sich der Berg der sieben Farben. Ein ca. 3 Kilometer langer Rundweg führt uns einmal dran vorbei und drum herum. Es ist wirklich beeindruckend was die Natur so hin bekommt. Die Uhrzeit und das dazugehörige Licht tun ihr Übriges. Der Berg leuchtet wirklich in vielen Farben, ob es genau sieben kann ich nicht bestätigen. Das Zählen hab ich irgendwann aufgegeben.

Purmamarca 

Tilcara

Dann geht es weiter nach Tilcara, ein etwas größeres verstaubtes Dorf in der Humahuaca Schlucht. Unglaublich, dass dieses Dorf die Provinzhauptstadt ist. Tilcara ist klein und niedlich, durch den Staub und den Sand sieht es etwas verloren aus, aber uns gefällt es. Hier läuft das Leben noch langsam ab. Wir hatten nichts vorgebucht, aber uns ein paar Hotels im Netz ausgesucht, um nicht blind durch die Gegend fahren zu müssen. Gleich im ersten ist noch ein Zimmer frei und es ist schön, groß, sauber, gemütlich und vor allem – Staubfrei. Hier fühlen wir uns wohl und buchen gleich für zwei Nächte.

Aguacanto Cabañas

Lama

Wir hatten auf Google und Foursquare nach guten Restaurants gesucht und der Essensgott ist heute mit uns. Das Restaurant mit den besten Bewertungen der Stadt ist 160 Meter von uns entfernt. Das schaffen sogar wir Faulis noch. Der Laden hat echt einen guten Vibe und wir bestellen erst mal – wie sollte es anders sein – etwas Rotwein. Das mit dem Essen ist heute etwas komplizierter, da die Karte nur auf Spanisch ist und es hauptsächlich typische Gerichte aus den Anden gibt. Irgendwie scheinen die Lebensmittel hier Namen zu haben die nicht im Wörterbuch stehen. Also bleibt uns nur das Fragen. Auf mein: „Que es carne de llama?“ Holt die Bedienung ihr Handy raus, googelt kurz und zeigt uns ein Bild von einem Lama. Ah ja, natürlich. Lamafleisch. Nagut, warum nicht, das isst man wohl hier. Also ich kann euch sagen, mein Lamaeintopf hat nach Schweinegeschnetzeltem mit Kartoffeln geschmeckt und Hannos Lama in Biersoße wie Rinderschmorbraten. Lecker war’s auf jeden Fall.

Der Tag an dem wir auf 4350 Meter fahren

Heute geht es nach Humahuaca, ein weiteres kleines verschlafenes Dorf. Allerdings ist das hier fast das größte der drei. Hier gibt es auch die Berge von Hornocal. Die wollen wir uns gerne anschauen. Ich muss dazu sagen, dass wir uns im Vorfeld zwar eine grobe Route rausgesucht haben (ist auch nicht schwer, da wir ja in einer Schlucht unterwegs sind), uns auch ein paar Bilder im Netz angesehen haben, aber nicht so richtig wissen was auf uns zukommt.

In Humahuaca folgen wir dem Navi in Richtung Hornocal. Soweit so gut. Über die Brücke, dann links und dann hört die asphaltierte Straße auf. Mist. Der Autovermieter hatte uns vor ein paar Straßen gewarnt, nämlich solchen mit Steinen drauf. Ob er damit jegliche, unbefestigte Straßen meinte oder nur solche die wirklich schlimm zu fahren sind, wissen wir nicht wirklich. Wir wollen erst mal nichts riskieren und fahren zurück ins Dorf um die Touristen Info zu suchen und dort mal nachzufragen.

Statt der Touri Info finden wir allerdings nur einen Raum in dem gerade wohl eine Art lokalpolitisches Meeting stattgefunden hat. Ein bisschen komisch werden wir Gringos zwar angeschaut, aber keinen stört’s, dass wir da einfach so herein platzen. Die Touri Info scheint es also nicht mehr zu geben, dafür aber ein Touren Büro. „Heute noch nach Hornocal? Nein, das geht nicht mehr. Morgen.“ Der Preis den die Frau nannte war astronomisch hoch. Ob wir denn auch mit dem Mietauto dahin fahren könnten. Die Frau guckt etwas komisch (so nach dem Motto: Wenn ihr schon ein eigenes Auto habt, warum fahrt ihr dann nicht selbst? Weil wir zu deutsch sind und Angst vor der Straße haben…) „Klaro, que si!“ Natürlich! Kommt die Antwort.

Wo wir schon mal hier sind genießen wir noch ein bisschen das Dorf, kaufen Proviant auf dem Gemüse Markt und beschließen dann, dass die unbefestigte B73 ja eine Bundesstraße ist und damit absolut kein Problem zum fahren darstellt.

Eindrücke aus Humahuaca…
Hier gab’s leckeren Orangen Möhren Saft

Hornocal

Wir fahren langsam. Auf Steinschläge oder platte Reifen können wir wirklich verzichten. So benötigen wir auch ca. 45 Minuten für die 24 km. Aber irgendwann sind wir da – ganz oben, auf 4350 Meter wie uns das Schild bestätigt. Ein paar Meter laufen wir einen Hügel runter zum Aussichtspunkt. Das wird nachher noch mal ‘ne schöne Herausforderung da wieder hoch zulaufen. Das Atmen fällt uns doch ein bisschen schwer. Viel haben wir uns, wie gesagt, nicht vorgestellt von den Bergen. Umso mehr haut uns das was wir sehen jetzt um. Die gesamte Bergkette vor uns sieht aus als hätte ein Grafiti Künstler bunte Zick-Zack Muster auf den Stein gesprayt. Das soll die Natur gemacht haben? Verrückt! Wir setzten uns erst mal auf ein paar Steine und schauen uns das „Kunst-Spektakel“ an. Dann geht das Geknipse los und irgendwann manchen wir uns wieder an den „Aufstieg“. Ganz langsam natürlich.

Die Bundesstraße B73 nach Hornocal
4350 Meter!!

Wir lernen Tilcara kennen

Zurück im Hotel gibt erst mal eine kleine Verschnaufpause und dann gehen wir durch Tilcara spazieren. Wir sind schnell mit erkunden durch. Groß ist es hier wirklich nicht. Die Stadt scheint komplett auf den Tourismus ausgerichtet zu sein. Jetzt in der Nebensaison ist aber wenig los und wir schlendern ganz in Ruhe an unzähligen Restaurants und Souvenirläden vorbei. Was uns an Südamerika gefällt, ist dass man hier ganz entspannt durch die Läden schlendern kann ohne ständig angequatscht zu werden ob man nicht was kaufen will: „We also have in different color or size.“ In Asien hat man schon gar keine Lust mehr zu bummeln. Hier ist das anders, bis jetzt zumindest.

Sogar die Hunde sind hier verschlafen
Ziegenkäse und Lama Salami

Nur die Tortilla Frauen, die ihre gefüllten Brote auf Grills, gebaut aus alten Metallfässern, grillen, werden einfach nicht müde zu fragen ob wir nicht doch eine Tortilla kaufen wollen, auch als wir schon das vierte mal an ihnen vorbei laufen und die anderen drei Male schon verneint haben (Was? Wir ignorieren Essen? Sind wir krank? Ne, aber so langsam setzt es dann doch an…) Das heißt aber nicht, dass wir gänzlich auf Essen verzichten, nur weniger soll es sein. Deshalb wollen wir heute auch nur einen Salat zu Abend essen. Im Restaurant von gestern klangen sie auf der Karte lecker, also geht‘ dahin zurück. Da so ein Salat ja nicht sooo viel ist, gibt’s noch eine kleine Picada, ein bisschen Wurst, Käse und Oliven als Vorspeise. Dann kommen die Salate. Zwei fette Schüsseln bis oben hin gefüllt. Naja, da ist aber deutlich was schief gegangen. Wir verlassen das Restaurant mit volleren Bäuchen als am Vorabend. Das hat ja prächtig geklappt…

Die Tortillas sind wirklich sehr lecker (ist ja nicht so als hätten wir sie nicht schon gestern probiert)
Unsere „kleine“ Vorspeise

Abfahrt

Am nächsten Morgen geht es schon weiter. Das Auto geben wir in Salta zurück und steigen dann in den Bus um. Es geht nach Cafayate; Argentiniens „up and coming“ Weinanbaugebiet. Für die Rückfahrt haben wir übrigens die Autobahn genutzt. Einmal Übelkeit reicht völlig aus, außerdem wollten wir nicht zu viel Zeit verlieren. Der Wein ruft ja schließlich in Cafayate. Wir mussten übrigens keine Gebühren zahlen. Die Autobahn war komplett kostenlos.

Die Quebrada de Humahuaca ( Humahuaca Schlucht) auf dem Rückweg 

Unsere Unterkunft

Aguacanto Cabañas für 30 €/pro Nacht (wir müssen in Bar zahlen und machen das teils in Dollar und teils in Pesos, alles kein Problem)

Carola

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