Die Uhren ticken anders auf Siquijor
Weltreise Tage 130-134 (10.03-14.03)
Entspannt schaukeln wir in unseren Hängematten die am Privatstrand unserer Unterkunft auf Siquijor im Schatten einiger Kokospalmen hängen. Eine leichte Brise weht und am blauen Himmel fliegen ein paar weiße Sommerwolken entlang. Unser Tag besteht heute darin zu lesen und in regelmäßigen Abständen gepflegt in der Hängematte einzuschlafen. Nur zum Essen raffen wir uns auf und laufen nach neben an ins Beach Café. Wir sind auf den Philippinen angekommen, sind mitten im Paradies gelandet.
Flug Nr. 1
Samstag Mittag sind wir von Danang in Vietnam nach Ho Chi Minh Stadt gestartet. Wir hatten uns einen recht frühen Flug ausgesucht, um bei möglichen Verspätungen oder Absagen des Fluges noch genug Spielraum zu unserem Anschlussflug nach Manila zu haben. Glücklicherweise ging alles gut und so hatten wir fast neun Stunden Aufenthalt am Saigoner Flughafen. Nach ein bisschen Suche haben wir auch ein ruhiges Plätzchen gefunden, das wir für die nächsten Stunden unser Zuhause nennen konnten. Es lag strategisch gut in einer ruhigen Ecke im Obergeschoss, auf der breiten Fensterbank konnte man bequem sitzen und runtergucken und es gab mehrere Steckdosen direkt in der Nähe. Was will man mehr.
Zuhause auf Zeit
Dank hervorragendem, kostenlosem Wlan auf dem ganzen Flughafen ging die Wartezeit auch extrem schnell rum. Hanno hat viel Vlog geschnitten und wir haben beide ausgiebig mit der Familie telefoniert. Und siehe da, plötzlich war es schon wieder Abend und Essenszeit. Auch wenn der Flughafen technisch viel zu bieten hat, war kulinarisch eher wenig zu holen und so gab es lecker Fastfood – Dominos Pizza – muss ja schließlich auch mal sein! Dann hieß es auch schon einchecken. Die letzten zwei Stunden haben wir uns dann mit einem Bier versüßt und noch ein letztes Mal auf Vietnam angestoßen. (Übrigens das teuerste Bier in ganz Asien! Wir haben Dong mit Dollar verwechselt und statt 60.000 Dong (ca. 1,50 $) 6 $ pro Bier bezahlt).
Flug Nr. 2
Auch beim Flug nach Manila lief alles glatt und nach ca. 2,5 Std Flug landen wir um 5:30 Uhr Ortszeit am auf den Philippinen. Zugegeben, viel geschlafen haben wir nicht, aber das war uns ja vorher klar. Da hilft nur Kaffein und Zucker! Zum Glück sind die Philippinen durch fast 50 Jahre als amerikanisches Territorium sehr US geprägt und es gibt beides in Massen. Bei Cinnabon bekommt jeder eine in Fett und Zuckerguss getränkte Zimtschnecke und dazu Kaffee. Das Frühstück ist zwar seit langem das Teuerste und Ungesundeste, aber egal, nach der Pizza ist es grad egal.
Einer geht noch
Beim letzten Flug scheint es dann ein wenig zu haken. Technische Probleme – eine Stunde Verspätung. Mist! Aber wir haben Glück. Nach schon 20 Minuten scheint alles behoben zu sein und das Boarding kann los gehen. Wir fragen lieber nicht nach, warum die Technik dann doch so schnell wieder geht und hoffen einfach auf das Beste. Nur 1,5 Stunden später landen wir ohne Verspätung in Dumaguette, es ist 9:30 Uhr. Wir staunen nicht schlecht, es ist der kleinste Flughafen auf dem wir je gelandet sind. Sogar kleiner als Lübeck und das will schon was heißen. Es gibt aber ein Gepäckband. Und zu unserer großen Erleichterung auch einen Geldautomaten, sonst wären wir zemlich aufgeschmissen gewesen. An Geld hatten wir in unserem Zucker-high in Manila nämlich nicht mehr gedacht. Nachdem wir Bargeld und Rucksäcke bei uns haben geht’s raus auf den Parkplatz wo wir erst mal den freundlichen Polizisten mit dem fetten Gewehr fragen wo es hier ein Tricycle gibt. In bestem Englisch fragt er uns wo wir hin wollen – zum Hafen – und erklärt uns dann wie viel es kosten wird. Die Tricycle Fahrer sind bezüglich der Kosten zwar anderer Meinung aber nach etwas pseudo-handeln (wir waren müde) haben wir einen Fahrer der uns zum Hafen bringt.
Kurz vor Ziel
Am Hafen fährt uns leider gerade das Schnellboot vor der Nase weg. Jetzt heißt es entweder 2,5 Std warten oder mit der Fähre in 20 Minuten rüber nach Siquijor juckeln. Angesagt sind 2 Stunden, das Schnellboot hätte es in einer geschafft. Egal – fahren, wenn auch langsam, ist besser als rumsitzen. Die Fähre kostet auch nur die Hälfte, nämlich 130 Pesos plus 15 Pesos Hafengebühr (2,20 € + 25 cent). Zu unserer großen Freude sind wir auch schon eine halbe Stunde früher am Ziel und jetzt trennt uns nur noch eine Tricylce Fahrt von unserem neuen Zuhause. Tricycles sind übrigens die philippinische Version der TukTuks, Moped-Rickshaws oder Sorngtaous. Jedes Land in Südostasien hat da seine eigene Moped-Taxi Erfindung. Eben „same same but different.“ Es macht Spaß mit jedem neuen Land auch das dort übliche Taxi-Fortbewegungsmittel kennen zu lernen. Auch wenn sie alle etwas unterschiedlich aussehen und funktionieren, eins haben sie alle gemeinsam, sie sehen alle aus wie Marke „Eigenbau“.
Isla de Paz
Die Unterkunft in San Juan besteht aus sechs Doppelzimmern und die Anlage grenzt direkt ans Meer. San Juan ist der Ort auf Siquijor mit den meisten Unterkünften, trotzdem ist es hier auf dem Gelände schön ruhig. Es werden tolle Tage! Das Erste was wir nach dem Ankommen machen, ist die Hängematten in Beschlag nehmen. Es ist wunderbar, einfach so aus dem Zimmer zu kommen und direkt im Garten im Sand zu stehen. Das Grundstück hat einen kleinen Privatstrand und irgendwie sind wir die einzigen der 12 Gäste die ihn nutzen. Klar gibt es auf er Insel noch andere, größere und vielleicht schönere Strände, da sind dann aber auch alle. Hier sind wir ganz alleine und Strand ist nun mal Strand, Sonne ist Sonne und Hängematten gibt es am öffentlichen Strand nun mal nicht.
So verbringen wir auch die nächsten Tage mit fröhlichem Nichtstun, denn unser Plan für Siquijor ist es ja, einfach mal in den Tag zu leben, nichts zu tun und zu entspannen. So entwickelt sich eine kleine Routine. Morgens gehen wir neben an im Café frühstücken, oder essen selbstgemachtes Frühstück aus Haferflocken und Obst. Dann legen wir uns in die Hängematten oder in den Sand. Gegen Mittag meldet sich dann normalerweise der Hunger wieder. Das Café nebenan ist nicht weit und die machen tolle Käse Sandwiches und sparen nicht am Käse. Es ist ein Traum. Entweder essen wir dort oder ich laufe mit unseren Tupperdosen rüber und bitte um die Sandwiches zum Mitnehmen. Es gibt wirklich fast nichts Besseres als in der Hängematte mit Blick aufs Meer ein Käsebrot zu essen!
Der Nachmittag ist dann wieder voll mit Programm. Hängematte, lesen, nachdenken, etwas planen. Um 17 Uhr findet jeden zweiten Tag dann unser Sportprogramm statt und um 18 Uhr gibt es noch einen wunderbaren Sonnenuntergang. Sie reichen von sehr schön bis spektakulär und gehören wirklich zu den schönsten Sonnenuntergängen die ich bisher so gesehen habe. Nach so einem vollen Tag haben wir natürlich abends, wie sollte es anders sein, mal wieder Hunger. Es gibt drei Restaurants in der Nähe die wir abwechselnd besuchen. Des Essen ist jetzt nicht der Knaller aber ganz gut. Entweder bestellt man sich einen Burger oder ne Pizza, die gibt es fast in allen Lokalen, oder aber man greift zu den Töpfen die auch fast immer auf dem Tresen stehen. Hier wird local food angeboten, für 50 Pesos (ca. 80 cent) die Portion. Es gibt weiße oder grüne Bohnen, Kartoffeln, Gemüse in Kokossoße und natürlich viel Hühnchen und Schwein, entweder frittiert oder in dicken Soßen. Dazu natürlich Reiß. Das Essen ist kein Knaller, aber ganz lecker und wir werden satt. Da Burger und Pizza eine Ausnahme bleiben sollen, gibt es viel local food bei uns.
Die Nächte sind ein bisschen anstrengend, da wir kein Mückennetz haben (bzw. unseres nicht aufhängen können) und die Viecher doch wirklich sehr aggressiv sind. Und wie die Stiche jucken! An unserem letzten Morgen wacht Hanno sogar mit einer dicken Lippe auf. Eine Mücke hat ihn doch tatsächlich in die Oberlippe gestochen. Außerdem gibt es auch hier furchtbar nervige Hähne die ab 5 Uhr krähen und reichlich Hunde die sich um Nachtruhe nicht besonders scheren und gerne mal mitten in der Nacht einen Streit mit einander anfangen. Aber das ist halt Asien. Ruhig ist es hier ja nie.
Rollertag 1
An Tag zwei mieten wir uns dann zum ersten Mal einen Roller. Wir haben nämlich ein paar Erledigungen zu machen. Apotheke, Frühstück kaufen und nach einer Yogamatte Ausschau halten stehen auf dem Programm. Außerdem wollen wir ein paar Unterkünfte abfahren, denn im Isla de Paz haben wir nur fünf Nächte gebucht, wir wollen aber unbedingt noch auf Siquijor bleiben. Bei Apotheke und Yogamatte sind wir nicht erfolgreich, dafür aber beim Frühstück und der Unterkunft. Das Resort in Larena ist genau unser Ding. Weit weg von allem, nur vier Zimmer und großer Privatstrand. Wir reservieren sofort ein Zimmer und schwelgen in Vorfreude. Nachmittags liegen wir dann wieder in „unseren“ Hängematten, erschöpft von soviel Tatendrang.
Rollertag 2
Es gibt auf der Insel natürlich, wie auf jeder guten asiatischen Insel, reichlich Wasserfälle und Höhlen und wenn wir schon mal hier sind, können wir uns ja auch den ein oder anderen ansehen. Also fahren wir zwei Tage später noch mal mit dem Roller los. Erst geht es zum uralten Balete Tree. Ein riesengroßer, bzw. dicker Baum der ca. 400 Jahre alt sein soll. Tja, und mehr isses dann auch nicht. Ist halt ein Baum. Sein Stamm ist allerdings schon beeindruckend. Am Fuß des Baumes gibt es auch einen natürlichen Fish-Spa, unsere Käsemauken freuen sich also über ein kleines Fußbad und die Fische über einen Snack – „Win Win“ würde ich sagen.
Eigentlich wollten wir danach auf einen Aussichtspunkt nach ganz oben fahren, finden aber vorher noch ein Schild für die Lagaan Falls. Fahren wir halt dahin, denken wir uns. Der Wasserfall an sich ist jetzt nicht so beeindruckend, dafür gibt es eine Seilschaukel an der man sich wie Tarzan ins Wasser schwingen kann. Dummerweise haben wir keine Badesachen mit, also filme ich Hanno wie er in seinen Shorts ins Wasser springt. Ich bin schon ein bisschen neidisch und wir beschließen auf jeden Fall noch mal herzukommen, damit ich auch mal Tarzan spielen kann.
Langsam tuckern wir danach weiter den Berg hoch in Richtung Aussichtspunkt. Als wir dann aber bei einer Pause aufs Handy schauen und erstaunt feststellen, dass es schon 12 Uhr ist (unsere Armbanduhren haben wir schon längst in die Rucksäcke verbannt) entscheiden wir uns, den Aussichtspunkt auf ein andermal zu verlegen. Wir haben heute Nachmittag nämlich noch etwas vor und Stress wollen wir auf keinen Fall aufkommen lassen. Außerdem haben wir Hunger!
Tubod Marine Sanctuary
Vom Marine Sanctuary hat uns ein Gast in der Unterkunft erzählt. Es sei direkt um die Ecke und man könne da gut schnorcheln, hat er gesagt. Viel haben wir uns nicht darunter vorgestellt, aber schnorcheln wollten wir ja sowieso mal. Umso mehr überrascht uns die Unterwasserwelt die wir dort vorfinden.
Das Sanctuary ist keine 500 Meter von unserer Unterkunft entfernt und wüssten wir nicht wonach wir suchten, wären wir auch schön an dem unscheinbaren Schild vorbeigefahren, das einfach mal in das Dickicht zeigt. So parken wir aber unseren Roller, steigen über die Absperrung (?) und kommen bald an einer Hütte direkt am Strand an. 50 Pesos pro Person plus 150 Pesos Leihgebühr für die Schnorchelausrüstung. (insgesamt ca. 3,30 € pP). Dann geht’s los. Wir sind keine 3 Meter geschwommen, schon sehen wir die ersten Fische und kleineren Korallen und es werden immer mehr. Taucher werden jetzt vielleicht müde lächeln, aber für uns hat sich da unten eine ganz neue Welt aufgetan.
So etwas haben wir beide noch nie gesehen – und dann auch noch so nah am Festland. Gelbe, und lila Korallen bilden Riffe und Schutz für die vielen bunten Fische und die Unmengen an Seeigeln. Wir sehen Dori und Nemo und all ihre Freunde. Knallbunte Gesellen schwimmen neben welchen mit ewig langen Stachel-Nasen. Es gibt hier sogar royal blaue Seesterne, ich wusste gar nicht das so etwas existiert. Auch die riesigen Muscheln haben es mir angetan. Gemächlich bewegen sie sich in der Strömung und ziehen sich sofort zusammen, wenn ich beim Free-diven zu nahe an ihnen vorbei schwimme. Es ist wirklich toll und kein Foto der Welt kann das wiederspiegeln was sich hier unten befindet (wir haben auch leider keine Guten, die Fische waren einfach immer zu schnell). Wir verbringen einige Zeit mit dem Kopf im Wasser und können uns erst loseisen, als wir am ganzen Körper Gänsehaut haben. Unser Plan: Kurz aufwärmen und dann noch mal rein. Erst kurz vor Sonnenunterganz verlassen wir das Marine Sanctuary und sind extrem froh hier gewesen zu sein.
Wie lange würdet ihr für einen guten Burger fahren?
Bei uns sind es 30 Minuten. Wir hatten gelesen, dass es die besten Burger auf Siquijor in Lazi gibt und irgendwie haben wir heute keine Lust auf Reis mit Scheiß. Außerdem reden wir schon seit Tagen von Burgern. Da kommt es uns sehr gelegen, dass wir heute einen Roller gemietet haben und wir machen uns auf den Weg zur Twenty4 Burger Bar. Keine ganz einfache Strecke, da die Straßen recht spärlich beleuchtet sind und sich Hunde gerne mal mitten auf die Fahrbahn legen. Hanno ist aber voll konzentriert und wir kommen ohne Zwischenfälle hin und wieder zurück. Sehr kurios fanden wir übrigens, dass die Straßenlaternen wohl mit Bewegungsmelder ausgestattet sind. Sie gingen nämlich immer an, als wir genau darunter waren – das oder es war Magie (schließlich ist Siquijor unter Philipinos bekannt als die Insel der Geister und Hexen). Die Burger waren übrigens wirklich sehr lecker und der Trip hat sich absolut gelohnt!
Auf zu neuen Ufern
Dann ist auch schon wieder Umzugstag, aber zum Glück ist es nach Larena im Norden ja nicht zu weit. Nach einer sehr gemütlichen einstündigen Tricycle Fahrt bei ca. 40 km/h kommen wir in Larena an. Unser Zimmer ist schon fertig, wir legen unsere Rucksäcke ab, ziehen uns um und sind in null Komma nix am Strand. Es ist später Vormittag, wir haben es uns auf den Liegen im Sand bequem gemacht und die Sonne strahlt uns auf den Bauch. Mehr zu Larena und Floras Dive and Resort das nächste Mal.
Unsere Unterkunft
5 Nächte im Isla de Paz in San Juan für 15,00 € pro DZ/Nacht
2 COMMENTS
Bier, Cinnabon und Bier! O tempora o mores! Die Philippinen verderben Euch. ?
Manfred.
Haha, könnte man fast meinen. Sind aber sparsam mit beidem!