
New York! Teil 1
Weltreise Tage 334-337 (02.10-05.10)
In der Station Broadway Junction stehen wir auf dem Gleis der A Train und warten auf unseren Zug nach Manhattan, New York. Neben uns steht ein Avatar-Mädel, komplett in blau geschminkt und mit roten Haaren. Gestern ist ein Cowboy mit uns aus der Bahn gestiegen, komplett mit Seil und Sporen. Und den Joker haben wir auch schon gesehen. Alles ganz normal hier in New York. Außer uns dreht sich kaum jemand nach den dreien um.
Tag 1
Es ist unser erster ganzer Tag in New York City und wir halten es wie in allen neuen Städten. Wir wollen erst einmal ziellos umherlaufen. Gegen 10:30 Uhr haben wir uns aus dem Bett geschält, Frühstück gegessen und unsere Regenjacken angezogen – genau wo gestern noch hochsommerliche 30 Grad und Sonne herrschten, ist es heute herbstlicher Nieselregen und Nebel.
Die 45 minütige Bahnfahrt wird dann auch gleich zu einem echten New York Erlebnis, Hanno hat nämlich das große Vergnügen neben einem der zahllosen verrückten Menschen die in dieser Stadt leben zu sitzen. Der Typ denkt er sei ein Rapstar, ist die ganze Zeit wild auf seinem Platz am tanzen und singt laut mit. Zum Schluss verschenkt er dann noch Freikarten für sein Konzert.



Pizza
In der Nähe vom One World Trade Center ist unsere lustige Fahrt zu Ende. Auch wenn wir keinen Plan für heute haben, würde ich den großen Turm gerne sehen. Außerdem spielen wir mit dem Gedanken rauf zu fahren. Ihr wisst ja – raufklettern und runtergucken. Allerdings braucht es keinen Einstein um fest zu stellen dass heute nicht der Tag dafür ist. Mehr als die Hälfte vom Wolkenkratzer ist in eine dichte Nebelwolke gehüllt. Wir verschieben das Unterfangen auf Morgen und gehen erst mal Pizza essen. Es ist ja schließlich 12 Uhr Mittags und wir stehen zufälligerweise direkt neben einem Pizzaladen – In New York tatsächlich keine große Kunst.

Casey Neistat Teil 2
Unser nächster Stopp ist Teil zwei der Casy Neistat Gedächtnistour. Am Broadway ist nämlich sein altes Büro, und dort laufen wir jetzt hin. Casey selbst lebt zwar inzwischen in LA, aber das Büro – und natürlich das Gebäude – existieren noch. Wir machen Fotos, Videos und die Leute fragen sich bestimmt schon was die verrückten Deutschen da fotografieren. Nur drei chinesische Touristen nicht, die machen vorsichtshalber auch mal ein paar Fotos. Man kann ja nie wissen.
Weil es immer noch Mittagszeit ist, weil gegenüber ein weiterer Pizzaladen ist, in dem Casey oft war und weil wir nun mal im Land des Junkfoods sind, essen wir, bevor es weiter geht einfach jeder noch ein Stück Pizza und ziehen dann los in Richtung Midtown.
Wie gegen eine Wand laufen
Im Nieselregen schlendern wir planlos den Broadway entlang, biegen irgendwo rechts ab. Das Handy verrät uns, dass wir direkt in der Nähe vom Grand Central Terminal sind. Den müssen wir natürlich sehen, also gibt’s nen kurzen Abstecher nach rechts. Danach geht’s weiter mit dem planlosen umherlaufen. Wir biegen nach rechts ab, dann wieder links und sind plötzlich mitten auf der Fifth Avenue. Überall ist was los. Autos fahren hupend und mit Schrittgeschwindigkeit links an uns vorbei. Elektroroller schlängeln sich ihren Weg durch die wartenden Autos. Auf den Gehwegen werden wir ständig von power-walkenden New Yorkern umkurvt und überholt und stoßen mit anderen Touristen zusammen, die wie wir mit dem Kopf im Nacken durch die Straßen laufen. Es gibt viel zu sehen.






Es gibt sogar soviel zu sehen, aufzunehmen und zu verarbeiten, dass wir auf Höhe des Rockefeller Centers wie gegen eine Wand laufen. Ich merke es bei mir, als ich einem meiner Lieblingsläden keine Lust auf stöbern habe. Hanno zieht dann die Reißleine und wir beschließen, für unseren ersten Tag New York ist es genug. Wir sind beide völlig durch und brauchen Zeit um zu verarbeiten was hier gerade geschieht. Wir sind nämlich in New York, unserem letzten und verrücktesten Ziel unserer Weltreise. In sechs Tagen endet das Abenteuer. Das kommt gerade alles bei uns an. Dazu kommen die vielen unglaublichen Eindrücke die diese Stadt für uns parat hält. Also drücken wir auf „Pause“, setzten uns in die U-Bahn und fahren zurück nach Brooklyn. Morgen geht es weiter!
Tag 2
Tag zwei beginnt mit Sonne und 20 Grad. Ich bin froh das Hanno gestern die Notbremse gezogen hat. Heute sind wir nämlich beide ausgeschlafen, hellwach und voller Tatendrang. Manhattan here we come! Wir haben einiges vor.
Die 45 Minuten in die Stadt, sind schon ganz schön lang – wir machen es ab heute einfach wie die locals, Kopfhörer auf und Hörbuch an. So vergeht die Zeit ein bisschen schneller und schon steigen wir wieder in der Nähe vom World Trade Center aus. Es ist Freitag und zu unserer großen Freude findet heute (wie jeden Freitag) ein Food festival auf dem Trade Center Gelände statt. Allerdings müssen sich unsere Mägen noch einen Moment gedulden, denn erst mal will die Arbeit erledigt werden. Wir brauchen zwei Tickets für die Aussichtsplattform des 1 WTC. Erstaunlich schnell sind wir dann Besitzer zweier besagter Tickets. Einlass ist in zwei Stunden, also genug Zeit um des Food festival ausreichend zu erkunden. Und das tun wir dann auch. Hanno stellt sich beim Hühnchenmann an und kommt mit spicy, boneless chicken wings am Treffpunkt an, während ich am New Orleans Stand Mac `n`cheese mit Krabbenfleisch erwerbe. Beides ist ein voller Erfolg.
1 WTC
Die restliche Wartezeit verbringen wir damit, in der Sonne zu sitzten, Quatsch zu machen und Leute zu beobachten und dann ist es soweit, der Aufzug in die 102. Etage wartet. An der Sicherheitskontrolle wird Hanno sein kleines Stativ abgenommen, damit könnte er ja jemanden hauen, aber sonst dürfen wir und unsere Gegenstände alle passieren.
Das erste Highlight ist dann auch gleich der Aufzug, da freut sich Hanno schon die ganze Zeit drauf. In den 47 Sekunden, die wir brauchen um den 102. Stock zu erreichen, nimmt er uns mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Auf den vier LED Wänden sehen wir wie wir mit dem Aufzug immer höher fahren, während sich auf der Erde langsam die Stadt entwickelt. Von den ersten Kolonialhäusern bis heute.
Wir wären nicht in den USA, wenn nicht ein Highlight das Nächste jagen würde. Sobald wir den Aufzug verlassen stehen wir und die 20 anderen Touristen in einem kleinen Raum vor einer riesigen Leinwand. Erst mal nichts Besonderes, denken wir. Auch als ein kleiner Film über den Bau des Turms abgespielt wird ist das erst mal ganz nett, aber nichts was wir noch nicht gesehen haben. Aber dann kommt der Wow-Effekt: mit den letzten Worten des Kommentators der uns im WTC Willkommen heißt, fahren die Leinwände nach oben weg – und vor uns erstreckt sich die Skyline von New York. Was für ein Ausblick. Auch wenn man ihn schon tausendmal in Filmen, auf Bildern und vielleicht auch schon mal selbst sehen durfte – es ist jedes Mal doch wieder etwas besonderes.
Vielleicht kann mir ja einer von euch sagen, warum New York auf uns diesen Effekt hat. Ich weiß es nämlich nicht, aber das ist ja eigentlich auch egal, denn wir staunen und genießen einfach, laufen die 360 Grad der Plattform ab, gucken viel runter und machen ein paar Fotos. Wir waren beide schon mal Midtown auf einem der New Yorker Wolkenkratzer; Hanno auf dem Rockefeller Center und ich auf dem Empire State Building. Von dort sieht man zwar den Park, aber hat nicht so einen tollen Blick über die ganze Insel, wie von hier, in Downtown Manhattan. Das ist schon echt cool.





Highline Park
Irgendwann haben wir uns dann satt gesehen und der Tatendrang setzt wieder ein. Wir wollen noch viel mehr von dieser unglaublichen Stadt erkunden. In einem SevenEleven decken wir uns mit Reiseproviant in Form von M&Ms ein und auf geht es in Richtung Chelsea, denn dort wartet ein einmaliger Park auf uns – der Highline Park.
Der Highline Park wurde auf einer alten, ausrangierten Trasse des New Yorker Bahnnetzes gebaut. Die haben einfach die Bahntrasse zu einem Park umgebaut. Überall gibt es jetzt Bänke, Bäume, Blumen und Kunst. Dadurch dass man so hoch ist, nimmt man den Autolärm gar nicht war – und um einen rum, immer die eimaligen Hochhäuser und die Kulisse New Yorks. Es ist toll. Seit ich die ersten Bilder von dem Park vor Jahren gesehen habe, wollte ich immer mal hier hin und jetzt bin ich da! Wer noch nie Bilder von dem Park gesehen hat, sollte das an dieser Stelle ein mal unbedingt machen, ich warte auch mit dem weiter erzählen…
…so, fertig? Gut, dann kann`s ja weiter gehen. Wir treffen ca. in der Mitte der Trasse auf die Highline, finden nach ein paar Anläufen auch einen Aufgang und schlendern in Richtung Norden durch den Park. Am Ende der Highline landen wir direkt mitten in Hudson Yards, einer Ansammlung von vielen Hochhäusern zum wohnen, shoppen, arbeiten und ausgehen, an sich nicht ganz so interessant, aber in der Mitte, auf einem freien Platz, steht „The Vessel“. Eigentlich ist es nichts anderes als eine Aussichtsplattform auf die man hoch klettern und runterschauen kann, aber die Architektur ist, wie bei so vielen Gebäuden in dieser Stadt, einmalig und das Ding sieht völlig verrückt aus, wie eine großer, sehr cooler Kelch halt. Man braucht allerdings Tickets um den Turm zu erklimmen, und auch wenn sie kostenlos sind, haben wir keine große Lust uns anzustellen. Die Sonne ist nämlich langsam weg und es wird kalt.







Shake Shack
Wir flüchten uns also in die nächste Shopping Mall und planen den nächsten Schritt. Es wird langsam Abend und wir haben Hunger – der nächste Schritt muss also Essen beinhalten. Ich war langer nicht in den USA, kenne also die ganzen neuen Kreationen, die der amerikanische Fastfood Markt entwickelt hat noch nicht, es wird Zeit eine davon zu testen. Wir fahren zu Shake Shack und suchen uns eine Filiale in der Nähe vom Times Square aus. Vielleicht haben wir gleich noch Lust dort vorbei zu schlendern – auch wenn Hanno noch etwas skeptisch ist (machen das nicht nur Touristen?).
Die Shake Shack Kette fing mal mit einem kleinen Hot Dog Stand im Madison Square Park an, die Würstchen waren wohl so beliebt, dass ganz schnell ein festes Restaurant und dann noch eins und noch eins draus wurden. Heute gibt es unzählige Shake Shacks in den USA und in einem davon haben wir gerade einen Platz am Fenster ergattert. Besser geht es kaum. Menschen beobachten, während wir Hot Dogs essen und Bier trinken – unschlagbar. Die Hot Dogs sind super lecker (wenn auch eine riesen Sauerei), das Bier kalt und die Menschen wunderbar verrückt. Als dann noch ein Sightseeing Bus der Firma „The Ride“, in dem die Leute quer sitzen um besser rausgucken zu können, an uns vorbei fährt ist es amtlich – das hier ist die verrückteste Stadt der Welt!

Times Square
Hanno stand Times Square immer etwas skeptisch gegenüber. „Ist das nicht nur etwas das Touristen machen?“ „Schon, aber es hat auch seinen Grund. Times Square im Dunkeln wenn die ganzen Reklamen an sind – warte mal ab. Ich will da unbedingt hin.“ „Na gut, komm ich halt mit.“ Wir kommen am Square an als es gerade dämmert und die Leuchtreklamen beginnen sich langsam vom Himmel abzuheben. Ich kann es kaum noch erwarten und Hanno kommt auch Schritt für Schritt in die Stimmung die jeden Touri erwischt der zum ersten (oder auch zweiten und dritten Mal) Abends auf dem Times Square steht. Aufgekratzt wie kleine Kinder die mit zehn Euro im Süßwarengeschäft losgelassen werden, laufen wir über den Platz, vorbei an den Supermen und Wonderwomen die darauf warten das man ein Bild mit ihnen machen möchte, bis hin zur großen Tribüne am anderen Ende.


Es dauert eine ganze Weile bis wir es bis hier hin geschafft haben und inzwischen ist es stock dunkel. Da stehen wir, oben auf der Plattform, haben einen ununterbrochenen Blick auf die Leuchtwelt des Times Square und können beide unser Glück kaum fassen. Hier haben wir unseren Moment. Diese paar Minuten in denen wir gar nicht glauben können was wir die letzten Monate alles erleben durften, was wir ausprobieren konnten und was wir alles gesehen haben. Ich glaube das bezeichnet man als pures Glück.
Das klingt jetzt vielleicht alles etwas schnulzig und klischee-behaftet, aber das ist mir egal, denn so war es nun mal. Vielleicht machen das auch einfach die Lichter hier am Times Square, das alles so surreal wirkt…Von diesem Augenblick habe ich auf jeden Fall schon geträumt als wir damals, vor knapp einem Jahr losgefahren sind und jetzt ist er tatsächlich Wirklichkeit geworden – und er ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe…Zumindest so lange bis uns zwei Koreanerinnen aus unseren Erinnerungen und Glücksmomenten reißen und fragen ob wir ein Foto von ihnen machen.
Eigentlich können wir uns noch gar nicht losreißen, also bleiben wir noch ein bisschen. Stehen unten auf dem Platz noch mal eine Weile rum und schauen hoch, gehen dann noch durch den Disney Store und in dem M&Ms Laden, der Letztere ist allerdings etwas enttäuschend. Hier gibt’s auch nur die normalen Linsen, wie in Deutschland. Wo bleiben die Bretzel M&Ms, die mit Peanut Butter und die mit weißer Schokolade und Haselnüssen? (Die finden wir übrigens später im SevenEleven)
Irgendwann haben wir uns satt gesehen an den Lichtern und können guten Gewissens das Times Square verlassen. In einer Nebenstraße finden wir noch ein Pub, bestellen jeder noch ein Bier und sitzen gegen 21:30 Uhr wieder in der U-Bahn Richtung Brooklyn. Was für ein Tag!






Tag 3
Auch Tag drei, ein Samstag, beginnt mit 20 Grad und Sonne. Die Nacht war nicht ganz so ruhig, was einer verwirrten Seele zu verdanken ist. Der Mann hat die kleine Mauer vor unserem Fenster heute Nacht wohl als perfekte Bank zu Ausruhen gesehen und dort über mehrere lange Stunden (auf jeden Fall kam es Hanno so vor) Selbstgespräche geführt `nough said! Ich habe davon, Dank Oropax, nichts mitbekommen. Aber auch das kann der Stimmung keinen Abbruch tun, denn heute fahren wir Boot.
Wie immer frühstücken wir zu hause, haben aber, nach der 45 minütigen U-Bahnfahrt wieder Kapazitäten und begeben uns, angekommen in Manhattan, erst mal auf Nahrungssuche. Allerdings sind wir heute ziemlich erfolglos, was vielleicht daran liegt, dass wir uns Samstagmorgen im Financial District befinden. Nach kurzem Zwischenstopp beim Bullen an der Wall Street gehen wir dann halt ohne Essen zum Fährterminal, dort gibt’s für Hanno schlechte boneless chicken wings und für mich ein schlechtes Philly Cheese Steak Sandwich. Zumindest können wir jetzt nicht mehr hangry werden.
Die Staten Island Fähre ist, für mich unbegreiflicherweise, kostenlos, was das Bootsvergnügen gleich noch viel schöner macht. 20 Minuten dauert die Fahrt nach Staten Island und auf der Hinfahrt können wir die Manhattan Skyline bewundern, wie sie immer kleiner und kleiner wird und auf der Rückfahrt können wir die immer größer werdenden Hochhäuser und Wolkenkratzer begutachten ohne uns überhaupt bewegen zu müssen. Toll. Und an der Freiheitsstatue fahren wir auch noch vorbei. Ein voller Erfolg.




Brooklyn
Für den restlichen Tag, beschließen wir Manhattan zu verlassen. Wir wollen Brooklyn erkunden. Die U-Bahn bringt uns nach Park Slope, aber wir könnten auch mitten auf der Osterstraße in Hamburg, Eimsbüttel oder in Prenzlauerberg in Berlin gelandet sein, die Stimmung ist die gleiche. Überall hippe Secondhand Läden, kleine Kaffeeshops die cold brew fairtrade soya lattes anbieten und Cafés auf deren Speisekarten Grünkohlsalate mit Chiasamen und Gojibeeren stehen. Wir sind in Hipsterville gelandet.
Das ist aber nicht der eigentliche Grund warum wir nach Brooklyn wollten. Ich möchte unbedingt die klassischen Brooklyn Brownstones sehen. Ihr wisst schon, die Reihenhäuser in braunem und rotem Backstein mit den Treppen ins Hochparterre die sich ganze Straßenzüge entlangziehen – für mich ein ganz typisches New York Bild.
Wir finden die Straßen auch, machen Bilder und ich bin glücklich. Wir bekommen sogar noch einen kleinen Bonus, denn es ist bald Halloween und die Amerikaner haben teilweise schon fleißig geschmückt wie es eben nur die Amerikaner können – bunt und viel!
Weil die Sonne scheint und es heute Samstag ist gönnen wir uns noch ein Bier in einem Café und dann geht es ab in Richtung zuhause. Wir haben nämlich noch zwei volle Tage in New York vor uns und da wollen wir auch noch Energie für haben. Zuhause gibt es Abends noch leckere Sandwiches und dann ist auch der Tag zu Ende.





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1 COMMENT
es wird immer besser, hatte sehr viel Spass beim Lesen