Bocas del Toro
Weltreise Tage 308-313 (04.09-11.09)
„Da sitzt das Faultier normalerweise immer. Hier auf dem Telefonmast, oder es hängt an dem Kabel. Es hat sogar gerade ein Junges! Komisch dass es momentan nicht da ist.“ Erzählt uns Mayra in unserer Unterkunft auf Bocas del Toro. Wir kommen zu dem Schluss: Das Faultier hat Urlaub und ist an den Fluss gefahren. So ein Ärger.
Auf nach Bocas
Die Anreise nach Bocas del Toro war dieses mal gar nicht so kompliziert und hat sich auf zwei Busse, ein Boot und zwei Taxis beschränkt. Außerdem waren wir nur knapp sechs Stunden unterwegs. Für Panama echt ’ne Leistung. Morgens geht’s erst mal wieder mit dem Chicken Bus von Boquete zurück nach David. Dort angekommen finden wir mit unserer altbewährten Taktik (verloren im Busbahnhof rumstehen) auch schnell den Bus und sind fünf sehr unbequeme und enge Stunden später am Hafen, bzw. kurz davor. Uns trennt nur noch eine überteuerte Taxifahrt vom Meer und dem Wassertaxi nach Bocas Town.
Keine zwei Minuten dauert die Fahrt, aber es kostet pro Person einen Dollar…etwas abgelenkt zahlen wir den Taxifahrer, denn wir sind mitten auf einer Art Güterhafen gelandet. Um uns herum stapeln sich die Container. Auf ihnen prangt stolz das Chiquita Banana Logo. „Ja“, sagt unser Taxifahrer, „die Bananen kommen von den Plantagen direkt hier aus der Umgebung.“ Irgendwie schon lustig, zuhause sind Panama und Costa Rica immer so weit weg, und jetzt könnten wir grad mal rüber laufen und die Bananen von den Palmen pflücken…
Die 20 minütige Bootsfahrt ist schnell erledigt und schon steigen wir am Hafen von Bocas Town aus. Eigentlich trennt uns jetzt nur noch eine Taxifahrt von unserer Unterkunft in Big Creek – eigentlich. Drei Dollar pro Person soll die Fahrt kosten. So steht es überall im Netz und so hat es uns auch die Unterkunft mitgeteilt. Für die fünf Kilometer ein stolzer Preis, aber wenn es so ist, dann ist das eben so. Allerdings will der Mann, der so tut als wäre er vom Touristenverband, 10 Dollar von uns. Willkommen in der Touristenfalle! Auf keinen Fall zahlen wir den Wucherpreis, lieber laufen wir die fünf Kilometer mit unseren Rucksäcken als solchen Menschen unser Geld zu geben. Genau das verkünden wir auch, schultern die Rucksäcke und laufen los, erst mal zum Dorfplatz, da habe ich nämlich auf der Karte eine Bushaltestelle gesehen…
Es gibt doch noch nette Menschen
Bocas Town ist zum Glück nicht groß und wir sind schnell am Dorfplatz angekommen. Wir finden auch einen Bus und ein paar wartende Leute davor. Leider fährt der Bus hier nicht nach Big Creek, aber Elias, ein local der auf seinen Bus wartet, bietet an uns zur richtigen Haltestelle zu bringen.
„Hier fährt der Bus ab, aber warum nehmt ihr denn kein Taxi?“ „Das ist uns zu teuer, die wollen 10 Dollar pro Person.“ „Was? Das ist doch viel zu teuer! Das kostet 3 Dollar pro Person.“ Elias ist sichtlich schockiert, was seine Landsleute da für eine Aktion abziehen. In regelmäßigen Abständen schüttelt er die nächsten Minuten den Kopf und schaut sauer drein. Dann: „Wartet hier ich hole euch ein Taxi.“ Keine zwei Minuten später hält eines, Elias quatscht in schnellem Spanisch mit dem Fahrer, dann kommt Elias auf uns zu. „Steigt ein. 3 Dollar pro Person. Das ist ein guter Preis.“
Unser Vertrauen in die Menschheit ist für diesen Tag wieder gerettet und wir werden die fünf Kilometer zur Vila Sevilla im klimatisierten Pick-up Taxi chauffiert. Der Fahrer ist super nett und fährt uns wirklich genau bis vor die Tür, auch wenn das bedeutet, dass er auf der mit matschigen Schlaglöchern versehenen Straße das letzte Stück rückwärts fahren muss um später wieder raus zu kommen.
Villa Sevilla
Die Unterkunft liegt hinter einer hohen Mauer und als wir durchs Eingangstor laufen, haben wir das Gefühl im Paradies gelandet zu sein. Der Garten ist voll von exotischen Pflanzen die grün und groß über uns hinweg ragen. Links gibt es eine kleine Außenbar und dahinter einen Pool. Hier können wir uns wohl fühlen! Unser Zimmer ist eines von nur vier Stück. Wir haben eine eigene Veranda, auf der uns morgens das Frühstück serviert wird und ein großes Bett in einem großen Zimmer. Die Klimaanlage ist leise und hängt so, dass sie nicht direkt aufs Bett bläst! Wir haben uns noch mal ein bisschen Luxus gegönnt und freuen uns riesig auf die nächsten fünf Tage. Unsere Gastgeber sind übrigens Mayra und José. Sie kommt aus Venezuela und er ist Spanier. Beide leben nun schon seit über acht Jahren hier in Panama.
Mayra begrüßt uns fröhlich. „Sprecht ihr Spanisch?“ „Ja, ein bisschen. Verstehen können wir fast alles.“ „Sehr gut, dann geb’ ich euch mal ein paar Tipps.“ Und sie legt los. In einem Affenzahn haut sie einen Tipp nach dem anderen raus, sagt uns wo wir was zu essen bekommen und wo wir alles im Zimmer finden. Wir müssen uns ganz schön anstrengen alles mitzubekommen, nicht nur weil sie es im besten Spanisch von sich gibt, sondern einfach weil es eine schiere Unmenge an Informationen ist, die sie da über uns ergießt. Aber besser so als andersrum denke ich mir und höre brav zu.
Das Faultier macht Urlaub
In vielen Rezessionen über die Villa Sevilla wurden die Affen und Faultiere erwähnt die hier auf dem Grundstück wohnen. Mayra und José bestätigen uns das auch in unserem ersten Gespräch: „Die Affen kommen jede Woche mit ihrer ganzen Familie hier mal vorbei und das Faultier wohnt da oben im Baum und hängt auch ganz oft am Telefonmast. Momentan hat es auch ein Junges,“ erzählt uns Mayra. Ihr könnt euch vorstellen wie aufgeregt ich bin. Ein echtes Faultier! Die Affen bekommen wir an Tag vier zu Gesicht. Sie machen ab 4 Uhr früh so einen Radau, dass wir senkrecht im Bett sitzen. Morgens zeigt José uns dann die Bäume in denen sie sitzen und tatsächlich – Affen! Echt cool, so vom Frühstückstisch aufzustehen und den Tieren zu zusehen. Das Faultier werden wir leider kein einziges Mal sehen. „Das macht wohl gerade Urlaub am Fluss,“ meint Mayra.
Rum liegen und nichts tun, das können wir am besten.
Gleich nach dem Ankommen am ersten Tag geht sie los, unsere Relax-Zeit. Denn genau das wollen wir hier auf Bocas machen. Die letzten Wochen des nichts Tun in Panama haben uns so gut getan, dass wir beschlossen haben, damit einfach noch nicht aufzuhören. Bocas del Toro hat wohl zwar einige schöne Inseln, aber auch die Hauptinsel soll tolle Strände haben, die wir erkunden können, außerdem haben wir einen tollen Pool, Affenfamilien die gerne mal vorbei schauen und ein Faultier das nebenan lebt (wenn auch gerade im Urlaub). Wir müssen also gar nicht weg um was zu erleben. Außerdem sind die Taxis hier so verdammt teuer, da werden wir uns gut überlegen wo wir hinfahren wollen. Mopeds oder Fahrräder gibt es nämlich auch nur für viel Geld im Dorf und wir sind ja fünf Kilometer außerhalb. Ihr seht: logistisch ist es nicht ganz so einfach, also bleiben wir eben zuhause.
Heute Abend müssen wir noch nicht mal mehr das Haus verlassen um Abendbrot zu suchen, wir haben nämlich ein bisschen vorgesorgt. Wraps, Käse, Birnen und Senf haben den Weg von Boquete mit uns angetreten und sorgen heute dafür, dass wir entspannt im Schlafanzug auf dem Bett essen und dazu mal wieder Nordstory schauen können.
Routine in der Karibik
Über die nächsten Tage entwickeln wir eine Art Routine. Morgens gibt es ein ausgedehntes Frühstück mit einer täglichen Variation. Mal gibt es Pancakes zu den Eiern, mal Yogurt mit Pfirsichen, mal frische Ananas. Mal gibt es Brot mit Tomaten mal Brot mit Butter. Nach dem Frühstück müssen wir uns erst ein mal ausruhen. Entweder machen wir das am Pool oder, wenn es regnet, dann auf dem Bett. Kurz vor dem Mittagessen planen wir ein wenig oder machen Sport. Dann steht meistens José mit zwei Bier in der Hand und den Worten: „it’s the hour“ vor uns. So lässt es sich wirklich aushalten.
Das Mittagessen fällt die ersten drei Tage jedes Mal ein bisschen dürftiger aus, da unsere Vorräte schwinden und wir es durch Regen oder „keine Lust“ noch nicht ins Dorf zum Supermarkt geschafft haben. Nach dem Mittag heißt es wieder ausruhen. Ähnlich wie am Vormittag, geschieht das meist am Pool, auf der Liege im Schatten oder bei Regen auf der Terrasse oder im Bett.
Erst gegen Abend verlassen wir unser kleines Paradies und begeben uns auf Essenssuche. Die Auswahl ist recht begrenzt, was uns aber eigentlich überhaupt nicht stört. Einmal nicht die Qual der Wahl zu haben ist auch ganz schön. So sitzen wir am ersten Abend in der Strandbar des Piraten bei Pasta und Burger, laufen den zweiten Abend zur Strandbar vom Italiener Carlo um dort Burritos und Fisch zu essen und bekommen am dritten Abend Pizza bei den Engländern um die Ecke. Ein mal gibt es dann noch Abendbrot zu Hause (Wir haben inzwischen eingekauft) und dann ist unsere Zeit in der Villa Sevilla schon vorbei. Es ist eine sehr entspannte Zeit.
Ausflüge
Zweimal schaffen wir es tatsächlich, uns aufzuraffen um einen Ausflug zu machen. Der erste führt uns aus Notwendigkeit ins Dorf. Wir haben Hunger und brauchen Proviant. Da wir ja ziemlich sparsam sind und es nicht einsehen, 12$ zu zahlen um zum Supermarkt zu kommen, laufen wir die 5 Kilometer ins Dorf. Die Strecke kennen wir noch nicht und außerdem hoffen wir, einem Faultier zu begegnen. Ein Faultier finden wir nicht, aber langweilig wird uns trotzdem nicht. Das Dorf ist nämlich in Aufruhr. In 4 Tagen startet hier das landesweit bekannte Fest des Meers und die Buden und Stände werden schon aufgebaut. In Bocas Town bekommen wir Geld und Lebensmittel, buchen noch eine Unterkunft für unsere letzte Nacht auf der Insel (dazu gleich mehr) und gönnen uns dann ein Taxi nach Hause. Man muss sich ja schließlich auch mal was gönnen.
Unser zweiter Ausflug führt uns zu dem wohl schönsten Strand auf der Hauptinsel von Bocas del Toro. Der Plan ist es, gegen Nachtmittag los zu laufen und dann eventuell vor Ort noch in eine Strandbar zu gehen. Der Weg ist lang – ca. 1 Stunde laufen wir zum Strand. Aber es hat sich wirklich gelohnt. Jetzt, kurz bevor die Sonne untergeht, sind wir fast die einzigen am Strand und es ist wunderbar ruhig. Dummerweise kommen bald die Sandfliegen und lange halten wir es nicht aus. Hunger haben wir dummerweise noch nicht, also laufen wir einfach wieder zurück. Ein bisschen Bewegung hat ja noch keinem geschadet. Die Affenfamilie die gerade über unseren Köpfen in den Baumwipfeln die Straße überquert, versüßt uns den Rückweg.
Der Pirat
Ich kann den Blog nicht aufhören, ohne euch vom Piraten zu erzählen. Der ist nämlich ein ziemlicher Charakter. Mike ist vor 5 oder 6 Jahren auf die Insel gekommen, nach dem er beim sky-diving sein linkes Bein verloren hat. Seit dem hat er ein Holz Bein und kann nicht mehr als Bauarbeiter arbeiten – also hat er eine Bar in Panama aufgemacht. Hier sitzt er nun jeden Abend am Tresen seiner Strandbar und hält Hof. Neuen Gästen gibt er schon mal einen Rum aus und auch wir kommen in den Genuss seiner Gastfreundschaft. Er füllt uns höchstpersönlich die Gläser und serviert sie uns mit einer Portion Weisheit. Mike weiß alles, er weiß dass die Amerikaner damals nach dem zweiten Weltkrieg die Deutschen gerettet haben, er weiß dass das mit dem Klimawandel alles quatsch ist und ganz besonders weiß er, dass Donald Trump der beste und tollste Präsident der Welt ist. Das beweist auch sein Muscle-shirt, auf dem es geschrieben steht und das er mit Stolz trägt.
Wenn man Mike nicht so ganz ernst nimmt ist er ein durchaus amüsanter und interessanter Typ, aber irgendwann reicht es. Der Rum, den er uns ausschenkt ist nicht der Beste und ich kann an Hannos Miene sehen, dass er gerne gehen würde, also spiele ich meine Mädchen-karte, schaue Hanno müde an und bitte darum, ob wir gehen könnten, ich wäre nämlich ziemlich müde…
Bocas Town
Auch wenn unsere Zeit in der Villa Sevilla nun zu Ende ist, einen Tag auf Bocas haben wir noch. Wir ziehen für eine Nacht in die Stadt, denn morgen müssen wir früh mit der Fähre los. Da ist es einfacher direkt neben dem Anlieger zu wohnen und außerdem ist uns die Villa auf Dauer zu teuer. Eigentlich ist um 12 Uhr check-out. Das Zimmer ist aber nicht direkt weitervermietet, also können wir bleiben so lange wir wollen. Gegen 13 Uhr erwischt uns dann aber der Hunger und wir wollen uns verabschieden. Da steht José noch ein letztes Mal vor unserer Tür: „it’s the hour“ sagt er und drückt uns die Bierflaschen in die Hand. Wir gesellen uns zu ihm in die Außenbar und aus einem Bier werden drei, während wir Spanien aus der Kriese retten und Trump und Putin diskutieren. Dann ist es aber Zeit. Der Hunger lässt sich nicht mehr in Schacht halten. José ruft uns gegen 16 Uhr ein Taxi und wir checken im Hostal Hansi ein.
Der restliche Tag ist relativ entspannt. Es gibt ein bisschen Sushi als spätes Mittagessen (warum auch nicht…) und Abends mache ich uns ein paar Ravioli in der Hostal. Außerdem schmieren wir uns Wraps für den nächsten Tag, der wird nämlich lang! Abends kriechen wir in unser Bett, machen den Deckenventilator an und trauern ein bisschen der Villa Sevilla und unserer Klimaanlage hinterher. Es wird eine kurze Nacht. Um 4:45 Uhr klingelt der Wecker. Heute ist Reisetag – es geht nach Costa Rica.
Unsere Unterkünfte
6 Nächte in der Villa Sevilla für 73 €/Nacht
1 Nacht im Hostal Hansi für 25,45€/Nacht