Von Bergen, Seen und Gletschern
Weltreise Tage 170-172 (20.04-22.04)
Manchmal ist es fast schon ärgerlich dass man nicht gegen die Natur wettern darf. Eigentlich aber auch schön, dass wir das Wetter nicht beeinflussen können. So kommt es dann halt manchmal anders als man denkt. Die nächsten drei Tage sind auf jeden Fall ganz schön abwechslungsreich.
Tag 10 – der Tag an dem wir auf Roys Peak laufen
Noch regnet es nicht, noch! Aber die Wolken bringen sich schon in Position. Es ist das Osterwochenende und wie sollte es anders sein, für die ganzen Feiertage wurde Regen vorhergesagt. Aber wir lassen uns natürlich nicht einfach so von etwas schlechtem Wetter abhalten und uns unsere Pläne versauen. Also geht es morgens früh los und zwar in Richtung Roys Peak. Wir wollen 16 km Wandern gehen. Wann sind wir eigentlich zu Trekkern und Wanderern geworden? Irgendwie hat sich dieses Hobby eingeschlichen und uns von hinten übermannt. Naja, jetzt sind wir nun mal hier am Start des Treks, also laufen wir auch los. Die Butterbrote sind geschmiert, die Wanderschuhe angezogen und die Rucksäcke voller Klamotten die wir eventuell noch brauchen könnten.
Im Gegensatz zum letzten Trek mit den vielen Stufen ist das hier fast ein Kinderspaziergang. Klar, es geht stätig bergauf, aber eben ohne Treppen! Wie immer in Neuseeland werden wir von der Natur natürlich auch für unsere Mühen belohnt. Wir treffen Kühe und Schafe die fröhlich vor sich hin grasen. Teilweise sehr mutige Tiere, die mit waghalsigen Klettermanövern versuchen an die saftigsten Gräser zu kommen… ihr seht, wir hatten viel Zeit zum zuschauen bei unserer Wanderung. Auch der Blick nach unten ist wunderbar. Zumal sich durch die vorbei tobenden Wolken der See im Minutentakt verändert. Mal blitzt die Sonne durch und er wirkt fast blau, dann ist er wieder eisern grau.
Irgendwann fängt dann ganz in der Ferne an Nebel aufzuziehen und die Wolken verdichten sich. Kurz vor Erreichen des Zwischengipfels beschließt die Natur, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine kleine Dusche ist. Es fängt an zu regnen. Unsere Regenjacken kommen zum Einsatz. Erst müssen sie nur ein bisschen Nieselregen abhalten, aber als wir auf dem Kamm des Zwischengipfels ankommen fängt es richtig an zu gießen. Dazu gesellt sich ein fieser Wind und wir sind in Minuten durchnässt. Eigentlich sind es noch 1,5 km bis zum Gipfel, aber so sehr haben wir das neue Hobby noch nicht ins Herz geschlossen, als dass wir noch 3 weitere Kilometer in Wind und Regen laufen wollen. Wir beschließen, dass der Zwischengipfel unser neuer Roys Peak ist, machen schnell Fotos bevor die Kameras komplett durchnässt sind und wandern wieder nach unten.
Mit der Zeit hört der Regen dann auch wieder auf und wir können die restlichen Kilometer noch mal genießen. Hanno findet sogar noch einen geeigneten Platz um unsere Butterbrote zu futtern, und nach 13 km ist die Wanderung dann gegen 15 Uhr beendet. Schön wars, wenn auch etwas feucht.
Unsere Schafsbildersammlung wollten wir euch natürlich nicht vorenthalten. Sind wirklich ulkige Genossen, die weißen Tierchen.
Wir übernachten irgendwo
In Makarora gönnen wir uns heute mal wieder eine Dusche. Schon lustig wie man die kleinen Dinge im Leben plötzlich so zu schätzen weiß. Heute können wie sogar so lagen duschen wie wir möchten. Denn der Campingplatz auf dem wir übernachten hat die Duschen inklusive. Nach so einer Wanderung es uns das wert. Zumal es keine kostenlosen Plätze in der Umgebung gibt. Weit weg, irgendwo im nirgendwo ist er aber trotzdem und das bedeutet natürlich auch kein Handy Empfang oder sonstiges Netz, wie so oft. Den Abend, wie so oft, verbringen wir also viel mit lesen, Hörbuch hören oder einfach mal mit einander zu quatschen. Außerdem sind wir um 21:30 meistens so müde, das wir einfach einschlafen. So auch heute Nacht.
Unsere Unterkunft
Makarora Tourist Center für 15 NZD pP/Nacht
Tag 11 Der Tag an dem die Blue Pools grün werden
Unser erstes Ziel heute sind die blue Pools. Sie liegen irgendwo zwischen Wanaka und Fox Gletscher und leuchten wohl extrem blau. Der Weg dort hin führt natürlich mal wieder ein bisschen durch Wald und Natur und über mehrere Hängebrücken. Auf die Brücken dürfen übrigens maximal 10 Leute gleichzeitig treten, sonst gilt Einsturzgefahr, wie die wunderbar amüsanten Schilder zeigen. Dann kommen wir an die Pools. Hatte ich erwähnt dass es heute wieder nieselig und bewölkt ist? Ein wichtiges Detail für die Story. Denn, wie wir gleich herausfinden werden, leuchten die Pools nur blau wenn auch die Sonne scheint. Heute sind sie eher ein dumpfes grün. Schlecht ist es nicht, aber halt eben nicht wie versprochen blau. Na egal. Gegen die Natur und das Wetter kann man halt nichts machen. Ab sofort heißen die Pools bei uns jetzt aber green Pools.
Das Erdbeben und der Fox Gletscher
Gegen Mittag sind wir dann auch schon an unserem ersten Gletscher, dem Fox Gletscher. Er endet, ähnlich wie der Franz Joseph Gletscher nur 12 Kilometer vom Meer entfernt was so wohl einmalig in der Welt ist. Das finde ich schon ganz schön beeindruckend. Wir fahren also in Richtung Abzweigung zum Gletscher und sehen keine 100 Meter vor der Abbiegung einen Haufen Autos links an der Straße stehen. Ein bisschen wundern wir uns schon aber fahren erst mal weiter, biegen ab und stehen vor einem „Durchgang gesperrt“ Schild. Langsam machen die Autos am Straßenrand auch Sinn…Wir drehen also um, gesellen uns zu den anderen Fahrzeugen, ziehen die Wanderschuhe an und laufen los. Warum genau wissen wir zwar noch nicht, aber es machen alle, also wir halt auch.
Wir laufen die Straße entlang die man normalerweise mit dem Auto fahren kann, zumindest ein Stück. Dann kommt ein Schild und erklärt das ganze Dilemma. Die Straße wurde einfach mal weggespült und jetzt ist sie nicht mehr breit genug für Autos. Zu Fuß kann man aber ohne Probleme zum Aussichtspunkt gelangen, dauert ca. 1,5 Std hin und zurück. Na dann mal los. Den größten Teil der Strecke laufen wir entlang der ausgespülten Straße dann wird es wohl so schlimm, dass wir durch den Wald ausweichen müssen. Ein wirklich schöner, kleiner Wanderweg durch den Regenwald. Dann endlich der Aussichtspunkt! Was für eine Enttäuschung. Irgendwo ganz weit hinten sehen wir ein bisschen weiß auf dem Berg. Das wird wohl der Gletscher sein. – Ganz schön weit weg… Na ja, der Weg dort hin war zumindest schön.
Als wir wieder am Auto ankommen, ist es auch schon Nachmittag und wir beschließen dass es Zeit für Feierabend ist. Der Platz den wir uns aussuchen liegt am Meer. Was bei Hanno immer ein Pluspunkt bedeutet. Umsonst ist er zwar nicht, aber dafür günstig. (An den touristischen Hauptpunkten gibt es leider selten mal einen kostenlosen Platz). Also ab, durch den Ort Fox Glacier, vorbei am Lake Matheson, rein in die Natur.
Wir sind gerade nach rechts in Richtung Strand abgebogen, da steht eine Frau am Straßenrand und fotografiert. „Was fotografiert die denn da?“ Ein Blick in den Rückspiegel und auch Hanno hält links am Rand an. „Den Gletscher!“ Von hier hat man nämlich eine wunderbare Aussicht auf den Fox Gletscher – viel besser als vom sogenannten Viewpoint von eben. Na, hätten wir das gewusst! (Aber ein bisschen Bewegung hat ja noch keinem geschadet.) Die Foto Session kann beginnen!
Dann aber wieder schnell ab ins Auto, denn der Campingplatz ist noch gute 12 km entfernt, es wird langsam dunkel und die Straße ist eng und kurvig. Bei Nacht will man so etwas nicht fahren, was der Porsche Cayenne und seine zwei chinesischen Fahrer beweisen die wir im Straßengraben finden. Passiert ist den beiden nichts, das Auto hat nur einen kleinen Blechschaden und es haben schon einige Kiwis gehalten um zu helfen, also fahren wir weiter. Vorsichtig versteht sich, denn im Straßengraben wollten wir heute nicht campen. Der Platz ist dann dummerweise hinter einer Düne, aber hören können wir das Meer und das ist schon mal ein Anfang. Hanno kann natürlich nicht anders und wir spazieren noch mal zum Strand. Vor uns erstreckt sich die Tasmanische See und stürmt und schäumt vor sich hin. Wirklich wunderschön. Ein toller Abschluss zu einem tollen weiteren Tag in Neuseeland.
Die beiden Chinesen hatten übrigens riesiges Glück im Unglück. Handynetz gibt es hier nämlich keines, also konnten sie auch keine Hilfe rufen. Allerdings fuhr wohl keine 10 Minuten später zufällig ein Abschlepper an den beiden vorbei und hat sie aus dem Graben gezogen. Krass oder?
Unsere Unterkunft
Gillespies Beach Campside für 8 NZD pP/Nacht
Tag 12 Der Tag an dem wir fast den Franz Josef Gletscher sehen
Der Tag fängt schon mal gut an. Morgens ist alles wie immer. Wir wachen auf und Hanno ist top fit. Während ich also noch versuche langsam wieder unter die Wachen zu treten wirbelt Hanno schon im Camper herum und macht Kaffee und Frühstück. Dummerweise ist der Van ja recht klein und Hanno recht groß, was dazu führt das er mit einer schwungvollen Handbewegung die Cafetiere voller brühendem Kaffee vom Tisch wischt und sich die Brühe im ganzen Camper verteilt. Naja, so kann der Tag nur noch besser werden.
Foto Spot Nr.1 in NZ
Nachdem wir den Van reisefertig gemacht haben geht es heute als ersten Stopp zum Lake Matheson – einem kleinen See umgeben von Wald. Man braucht ca 1,5 Std um den See einmal zu umrunden. Das besondere daran, ist, dass an windstillen Tagen die Wasseroberfläche komplett glatt ist und sich die Bergkette mit dem Fox Gletscher darin wunderbar spiegelt. Es ist so ein hübscher Anblick, dass der See tatsächlich das meist fotografierteste Motiv von Neuseeland ist. So was können wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Wir haben jetzt ca. 1 Millionen Bilder vom See und den Bergen. Die müsst ihr euch aber nicht alle anschauen. Versprochen, hier ist eine kleine Auswahl!
Straße gesperrt
Jetzt geht es zu Franz Josef. Auf den Gletscher freue ich mich eigentlich schon, seitdem wir uns für die Reise nach Neuseeland entschieden haben. Irgendwie finde ich es total beeindruckend so einen Gletscher von Nahem zu sehen, und nicht dafür in die Berge fahren zu müssen. So eine Eiszunge die sich einfach den Hang hinunterschlängelt und im Tal ausläuft – ich find’s cool!
Als wir an der Abzweigung zum Gletscher ankommen begrüßt uns dann aber eine ziemlich undurchdringbare Absperrung. Wir machen also erst mal das, was alle machen – Auto parken und fragend umherlaufen.
Wie es der Zufall will, ist auch die Straße zum Franz Josef Gletscher, wie die zum Fox Gletscher, unterspült und weggerissen worden. Ob es das gleiche Unwetter war, weiß ich nicht, fest steht aber, dass es hier gar keine Straße mehr gibt, noch nicht mal ein bisschen was, auf dem man zu Fuß zum Gletscher laufen kann. Sie ist einfach weg. Keine Chance. (Das erklärt auch die komische Holzbrücke die hier über den Fluß führt, denn das Unwetter hat nicht nur die Straße weggerissen sondern auch die Brücke. Das Ding was jetzt hier steht ist ein Provisorium.)
Die einzige Chance die wir haben, um den Gletscher zu sehen, ist mit dem Helikopter hinzufliegen. Der Spaß kostet allerdings ca. 300 € pP und das ist uns einfach zu viel Geld. Ich muss zugeben, ein bisschen enttäuscht bin ich schon, aber was kann man machen. Natur ist eben Natur.
Weil Feiertag ist
Was also machen, mit unserer unverhofft freien Zeit am Nachmittag? Die Sonne scheint, es ist warm, da hätten wir Lust auf ein bisschen draußen sitzen und die Sonne genießen. Abends wollen wir in Hokikitha sein, warum – dazu später mehr, aber uns hält ja auch nichts davon ab, jetzt schon dort hinzu fahren. Also erst mal Campingplatz raussuchen. Als kleine Entschädigung für die geplatzte Gletscher Tour hole ich uns heute mal zwei Kaffees aus einem Café (damit lässt es sich besser recherchieren) und zahle dafür doch tatsächlich 20% Feiertagsaufschlag. Das waren die teuersten beiden Milchkaffees in ganz Neuseeland!
Der Platz den wir uns dann raussuchen ist der Parkplatz eines Bar/Restaurant/Hotels in Woodstock. Dem Woodstock Hotel. Hier darf man kostenlos stehen, auch wenn man nichts verzehrt. Allerdings ist unser Plan ein Feierabendbierchen zu genießen wenn wir später ankommen und da wir keins mehr im Camper haben und heute auch keines kaufen können (es ist nämlich Ostermontag und da wird kein Alkohol in neuseeländischen Supermärkten verkauft) kommt uns die Bar gerade recht. Erst einmal geht es aber nach Hokitika Downtown. Wir haben nämlich gelesen, wenn man Fisch n Chips in Neuseeland essen will, dann sollte man das in Hokitika machen. Warum weiß ich nicht. Es liegt zwar am Meer, aber das tun ja auch viele andere kleine Orte. Egal. Wir nehmen uns den Tipp zu Herzen und bestellen dort Fisch n Chips in einer kleinen Bude. Was soll ich sagen. Es ist verdammt lecker und wir ärgern uns jetzt noch darüber, dass wir uns eine Portion geteilt haben und nicht jeder eine gegessen hat…
Dann geht es ab nach Woodstock und auf unseren Parkplatzfür die Nacht. Und dann ist es Zeit für Bierchen in der Sonne. Man wie ist das schön! Vor allem ist der Laden so authentisch neuseeländisches Dorf, dass es uns furchtbar viel Spaß macht einfach nur da zu sitzen und die verschiedenen Charaktere zu beobachten. Hier sitzen alte Männer mit Schnäuzer und Bart an ihrem Stammtisch und trinken ihre Pints, während Familien neben an ihr Ostermontag Essen genießen. Eigentlich wie überall auf der Welt, aber irgendwie sehen sie hier typisch nach neuseeländischem Dorf aus. Auch wenn wir gar nicht genau wissen welche typischen Merkmale ein neuseeländischer Dorfbewohner haben sollte, wir finden: die Leute hier haben sie.
Es funkelt und leuchtet
Als es dann dunkel ist haben wir übrigens noch einen letzten Punkt für heute auf unserer Liste. Hokitika ist nicht nur für Fisch n Chips und das Woodstock Hotel bekannt, sondern auch für Glühwürmchen die hier in Höhlen und kleinen Tälern wohnen. Und da man das Glühen bekanntlich nur im Dunklen sieht, machen wir uns gegen 19 Uhr auf den Weg, bewaffnet mit unseren Handyleuchten, denn es ist wirklich stockfinster. Wir laufen ca. 300 Meter die Straße hoch und durch Zufall bleibe ich hier stehen um auf der Karte nachzusehen. Wir stehen genau davor. Mit der Taschenlampe leuchte ich etwas herum und finde eine Tafel die uns erklärt das wir genau vor dem „Glowworm Dell“ stehen. Einem höhlenartigen Tal in dem die Tierchen wohnen. Noch ein bisschen mehr rumleuchten und wir finden ein kleines Loch. Da durch? Na gut, dann mal los, ab in ein total finsteres Loch mitten im Nirgendwo in Neuseeland. Voll die gute Idee…
Einmal durch gekrochen, fühlen wir uns als wären wir in einer anderen Welt. Über uns dichtes Blätterwerk durch das man die Sterne sehen kann. Um uns herum ist eine Wand aus Steinen und Erde und hier leuchtet es überall weiß. Es sieht aus als hätte man überall mini LEDs hingesetzt. Die Glühwürmchen fliegen nicht um her, wie man es vielleicht aus Europa oder Nordamerika kennt, sondern sitzen auf den Steinen und Wurzeln der Wände.
Überall funkelt es und es ist einfach wunderschön. Wir stehen einfach nur da und genießen. (Naja, nachdem ich versucht habe das ganze auf Kamera festzuhalten, was einfach nicht geklappt hat.) Auch der Sternenhimmel, den wir uns anschauen, nachdem wir wieder durch das Loch geklettert sind, ist phänomenal. So viele Sterne haben wir wirklich noch nicht gesehen! Ein absolut gelungener Ausflug!
Unsere Unterkunft
Das Woodstock Hotel in Woodstock – kostenloser Freedom Platz (allerdings haben wir in Bier bezahlt)