Das regenreichtste Gebiet Neuseelands
Weltreise Tage 167-169 (17.04-19.04)
Die Sonne scheint, dafür entschuldigt sich der Tourguide aber auch. Denn, so wie er sagt ist es hier fast am schönsten wenn es regnet. Dann fließen hunderte kleine Wasserfälle ins Meer. Wir sind am Milford Sound, dem regenreichsten Gebiet Neuseelands.
Tag 7 – Auf dem Weg zum Milford Sound
Heute ist ein Fahrtag. Allerdings haben wir immer so viele Aussichtspunkte auf unserer Liste, dass auch so ein Fahrtag nicht langweilig wird. Erst mal geht es nach Te Anau. Hier haben wir einen besonders spannenden Stop geplant. Wir brauchen mal wieder Frischwasser und haben einiges an Grauwasser abzugeben. Sonst passiert hier wenig. Die Strecke entlang des Lake Te Anau, die wir jetzt ein Stück fahren hat es aber mal wieder in sich. Sie ist wunderschön, wie immer in Neuseeland.
Spiegelglatter See
Der nächste View Point auf unserer Karte sind die mirror lakes. An windstillen, sonningen Tagen gibt es hier wunderbare Spiegelungen der umliegenden Berge in den Seen. Das finden nicht nur wir, sondern auch einige chinesische Tourbusse. Dummerweise kommt der erste natürlich genau mit uns an. Also erst mal Mittagessen – Hunger haben wir und die Zeit passt auch. Es gibt mal wieder unser jetzt schon fast klassisches Camper Mittagessen – Wraps. Total lecker und super einfach zu machen und zu essen. Wir haben gerade alles weggepackt, die Kameras umgehängt und den Van abgesperrt, da kommt der nächste chinesische Tourbus – na toll. Wir verspüren relativ wenig Lust, mit ihnen um Platz an den Fotospots zu kämpfen, also warten wir einfach noch mal ein bisschen und passen einen Tourbus-freien Moment ab. Wir haben übrigens Glück, es ist sonnig und auch relativ windstill und die Reflektionen sind wirklich schön. Der Stop hat sich gelohnt (außerdem gab es ja Mittagessen und das lohnt immer!)
Knob’s Flat
Der Stop an Knob’s Flat ist ein rein organisatorischer. Es handelt sich nämlich um einen sehr teuren Campingplatz den wir uns weder leisten können noch wollen. Sie können uns dort aber trotzdem helfen. Wir haben nämlich folgendes Problem: Die Campingplätze die wir so nutzen sind nie bemannt und es gibt am Eingang immer nur eine Info Tafel und eine „Honesty Box“, eine Art Ehrlichkeits-Box in die man seine Registrierung und das Geld für den Platz in einem Umschlag deponiert. Das heißt man braucht natürlich auch immer das passende Kleingeld, wenn man nicht mehr als nötig bezahlen möchte. An Bargeld hatten wir zwar gedacht aber natürlich nicht an passendes Kleingeld. Da kommt Knobby ins Spiel. Wir halten also einfach bei denen auf dem Hof und hoffen auf die generelle Freundlichkeit der Neuseeländer. Und es funktioniert, die nette Frau an der Rezeption macht uns den 50 Dollar Schein klein und wir können wieder abdampfen und auf unseren günstigen Campingplatz fahren. (Es gibt wohl auch die Möglichkeit mit Kreditkarte zu zahlen, da muss man aber Glück haben und den Ranger treffen, und ihn bitten mit Kreditkarte zahlen zu dürfen, bevor man einen Strafzettel von 200 NZD bekommt. Ist uns alles ein bisschen zu kompliziert und risikoreich, da die Ranger meistens im Morgengrauen oder spät am Abend erscheinen.)
Wir machen Bekanntschaft mit den Sandflies
Gegen 15 Uhr sind wir heute schon auf unserem Campingplatz. Super! Die Flächen sind aus Kies, sie sind extrem gerade und außer uns sind noch nicht viele andere Camper da. Wir haben also die Qual der Wahl. Schnell ist ein Platz gefunden, nicht zu weit von den WCs aber auch nicht zu nah. Außerdem stehen wir in Waage, was besonders mir wichtig ist. Ich schlafe nicht gerne mit dem Kopf nach unten oder nach links oder rechts abfallend…fühlt sich irgendwie komisch an. Also wie gesagt, wir haben geparkt und freuen uns beide auf einen Nachmittag in der Sonne. Allerdings machen uns gleich zwei Unannehmlichkeiten einen Strich durch die Rechnung. Erstens scheinen wir im Tal des Schattens geparkt zu haben. Um 15 Uhr stelle ich meinen Campingstuhl auf, um 15:15 Uhr verschwindet die Sonne hinter einem immens hohen Berg. Na toll. Aber ich hätte es sowieso nicht lange draußen ausgehalten. Denn Unannehmlichkeit Nr. 2 wartet schon auf uns als wir aus dem Wagen steigen. Die berüchtigten West Coast Sandfliegen sind da. Die Biester stechen als gebe es kein morgen und nach nur 15 Minuten sind meine Knöchel so zerstochen, dass ich mich zu Hanno in den Van flüchte. Er hat schon früher die Flucht ergriffen und ist heute nur mit ein oder zwei Stichen davon gekommen. Lasst es euch gesagt haben, die Stiche jucken höllisch. Sie sind viel schlimmer als Mückenstiche, tun gleichzeitig weh und jucken und man hat ungefähr vier mal so lange was von ihnen. Die Dinger sind nichts für Weicheier!
Hubertus von Schluck
Heute haben wir übrigens auch einen Namen für unseren Camper gefunden und taufen ihn mittags feierlich auf den Namen Hubertus von Schluck. Hubi passt einfach und der gute braucht leider viel mehr zu trinken als wir erwartet hatten, also ist der Nachname auch nur passend.
Unsere Unterkunft
Cascade Creek Campside, der letzte günstige Campingplatz vor Milford sound für 13 NZD pP/Nacht
Tag 8 verbringen wir im Milford Sound
Direkt hier am Campingplatz gibt es wohl auch einen netten kleinen Wanderweg durch den Regenwald zu einem See. Gestern haben wir ihn nicht mehr geschafft, aber heute morgen juckt es mich irgendwie in den Beinen. Wir gehen spazieren. Wer hätte das gedacht!
Milford Sound
Wenn man den Sound besuchen geht, führt eigentlich kein Weg an einer Bootstour vorbei. Nur so kann man den Sound richtig sehen und wahrnehmen. Damit wir auch auf jeden Fall noch zwei Plätze zu unserer Wunschzeit bekommen, hatten wir uns schon vorgestern zwei Tickets auf dem Boot der Southern Discoveries Linie gekauft. 2,5 Stunden dauert die Tour und wir haben uns für die um 15:30 Uhr entschieden. Mit etwas Glück würden wir ein paar tolle Fotos zum Sonnenuntergang schießen können.
Somit hatten wir noch den ganzen Tag am Sound. Und wir haben ihn sehr sinnvoll genutzt, finden wir, und zwar in dem wir alles ein bisschen langsamer gemacht haben. Ein kurzer Weg führt vom Parkplatz zum Ufer, den haben wir genommen und uns dann erst mal auf die Bank gesetzt und geguckt. Dann haben wir noch eine gute halbe Stunde damit verbracht Vögel mit lustigen roten Schnäbeln zu fotografieren um irgendwann wieder zum Van zurück zu schlendern. Es war jetzt nämlich Mittagszeit und da wir ja Zeit hatten gab’s heute mal Suppe.
Die Bootsfahrt
Dann ging es irgendwann auch los und die Fahrt war wirklich schön. Wir sind bis hinaus aufs offene Meer gefahren. Vorbei ging es an Bergen und Klippen die direkt ins Meer eintauchen. Bäume und Pflanzen scheinen sich mit aller Kraft an den Hängen fest zu halten – echt cool. Die ganze Fahrt über hat auch ein netter Mann von Southern Discoveries einiges über die Formationen und die Natur über das Intercom System erzählt, allerdings standen wir draußen und haben durch den Wind nur Bruchstücke mitbekommen. War aber auch egal, denn Anschauen und Genießen hat uns völlig gereicht. Was wir allerdings verstanden haben, ist die – naja – schon fast Entschuldigung vom netten Mann, dass die Sonne scheint. Milford Sound gehört zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Hier regnet es 200 Tage im Jahr. Dann bilden sich in den Bergen überall kleine Wasserfälle die ins Meer fallen. Heute scheint aber halt die Sonne. Wir finden es trotzdem sehr hübsch.
Wir duschen heute mal unter einem Wasserfall
Raus aufs Meer sind wir links gefahren, zurück dann nahe der anderen Seite des Sound. Hier wartet dann auch das Highlight der Tour auf uns ahnungslose Touristen. Wir schauen uns nämlich einen Wasserfall aus der Nähe an. Man kann sich ja vorstellen was passiert wenn man nahe an einen hohen Wasserfall ranfährt. Dass wir aber so nass werden, das haben wir wirklich nicht gedacht. Dort wo uns keine Regenjacke bedeckt hat waren wir mehr oder weniger klitschnass und da Hanno natürlich alles für unsere Videos gibt, musste die Kamera auch fast dran glauben. Er hat sie in letzter Minute noch hinter seinen Rücken gehalten und so war sie nur nass anstatt klitschnass. Wir haben sie dann mit Taschentüchern trocken gerieben und später vor die Heizung im Van gehalten. Zum Glück ist die Kleine robust und hat das Bad gut überstanden.
Zurück zum Hafen
Als wir dann wieder in den Hafen fahren geht gerade hinter uns die Sonne unter. Das Licht ist phänomenal und wir machen mal wieder wie die Bekloppten Fotos – es ist einfach so schön! Wie schon so oft in den letzten Tagen denke ich mir, dass man es gar nicht schaffen kann, hier in Neuseeland schlechte Bilder zu machen. Man muss die Kamera einfach nur hochhalten und abdrücken. Die Natur macht dann den Rest.
War die Fahrt unser Highlight in Neuseeland? Das nicht, dafür war es dann doch ein bisschen langwierig und monoton. Die Berge und Klippen sehen sich doch alle sehr ähnlich. Schon allein für die Fotos mit der untergehenden Sonne, hat sich die Tour aber gelohnt und wir können sie wirklich empfehlen.
Schlafen auf dem Parkplatz
Inzwischen ist es 17:15 und wir wollen noch ein bisschen Strecke machen. Was anderes bleibt uns eigentlich auch nicht übrig, da die bezahlbaren Campingplätze alle recht weit weg vom Sound liegen. Da wir heute ja noch nicht so viel gefahren sind, macht uns das alles nichts aus und ab geht es, zurück in Richtung Wanaka. Unser Zuhause ist heute der Parkplatz in dem kleinen Örtchen Lumsden. Es ist jetzt vielleicht kein Naturspektakel, dafür ist der Platz gerade (der Wagen steht also nicht schief auf irgend einer Wurzel oder so), es gibt ein sauberes, öffentliches Klo und wir können das öffentliche Wifi des Touri-Centrums gegenüber kostenlos nutzen. Was will man mehr? Ach ja, der Platz ist natürlich auch noch kostenlos!
Unsere Unterkunft
Public Carpark in Lumsden – kostenloser Freedom Platz
Tag 9 – wir fahren nach Wanaka
Heute ist ein eher unspektakulärer Tag. Er besteht nämlich hauptsächlich darin von Lumsden nach Wanaka zu fahren. Wie schon mal erwähnt gibt es ja reichlich wenig Straßen in Neuseeland und so fahren wir, wie gestern auch schon den gleichen langen Weg um die Berge zurück, so wie wir ihn auch schon hin gefahren sind – zumindest bis Queenstown. Dort gibt es nämlich dann eine Straße, den wir noch nicht kennen. Es ist die Cardrona Valley Road. Und was für ein Glück dass wir diese Straße entlang fahren können. Einerseits ist es eine schöne Abkürzung zum State Highway und andererseits gibt es hier auch den Bra Fence.
Cardrona Bra Fence
Natürlich bin ich ein großer Fan von bekannten Sehenswürdigkeiten in einem Land und will sie auch immer alle sehen, aber es sind die skurrilen, kleinen Sights die ich besonders toll finde, solche die man auch einfach mal per Zufall findet. Diese Sehenswürdigkeit hatte ich auf Instagram gesehen und gleich aufgeschrieben. Hier wollte ich unbedingt hin und jetzt stehen wir davor. Vor einem Zaun voller BHs. Es sind bestimmt Tausende und Hanno fragt sich, wieviele Frauen in Neuseeland wohl gerade ohne dieses Kleidungsstück herumfahren… Es sieht wirklich ziemlich cool aus und wir nehmen uns die Zeit um ein paar schöne Fotos zu machen. Die Bra Fence ist übrigens ins Leben gerufen worden um auf Brustkrebs aufmerksam zu machen und dafür Spenden zu sammeln. Also auch noch eine tolle Sache und nicht nur eine skurrile Sehenswürdigkeit.
Langeweile gibt es nicht
Auch wenn man mal nur so einen Fahrtag vor sich hat, langweilig wird es uns nie. Es gibt so viele Panoramen und Aussichtspunkte an denen man halten kann um sich die wunderbare Natur anzuschauen, und wir nehmen sie gefühlt alle mit! Gegen Mittag sind wir dann in Wanaka, suchen uns einen netten Platz direkt am See und machen Pause. Es ist schönes Wetter, also machen wir die Kofferaumklappe auf – ein bisschen frische Luft tut ja bekanntlich ganz gut. Allerdings scheint die offene Klappe auch gleichzeitig eine Einladung für alle Menschen zu sein, bei uns mal reinzugucken, einem besonders neugierigen (und aus unserer Sicht, auch verrückter) Chinesen gefällt es anscheinend so gut in unserer Gegenwart, dass er sich direkt neben uns auf einen Stein setzt um sein Butterbrot zu futtern. Wir machen die Klappe schnell wieder zu!
Der Baum im See
Lake Wanaka, an dem wir gerade stehen, ist hauptsächlich bekannt für einen Baum. Klingt jetzt erst mal nicht so spannend, ist aber ganz cool. Denn dieser Baum wächst mitten im See. Einfach so, mitten im Wasser. Durch seinen ungewöhnlichen Wohnort hat er es zu einiger Berühmtheit gebracht. So was wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wandern nach dem Mittagessen die paar Hundert Meter am Ufer entlang. Der Baum ist schnell gefunden. 1. Ist es der einzige Baum im See und 2. Stehen am Ufer unglaublich viele Chinesen mit ihren Kameras um ihn von allen Winkeln zu fotografieren. Wir schießen schnell unsere Fotos und überlassen den Baum dann wieder seinen chinesischen Bewunderern.
Der Platz am See
So richtig Lust zum Spazieren gehen haben wir heute nicht mehr, außerdem steht ja morgen eine längere Wanderung auf dem Zettel. Also suchen wir uns einen Campingplatz und sind schon gegen 15 Uhr in unserem neuen Zuhause. Es ist ein recht großes Gelände direkt an einem Fluß und wir haben Glück – es gibt noch genug Platz am Wasser. Allerdings ist der Boden nicht besonders eben und die Park-Aktion dauert heute etwas länger. Die verläuft übrigens so: 1. Hanno parkt den Van und macht den Motor aus. 2. Ich schaue skeptisch und verkünde dass wir nicht gerade stehen. 3. Hanno macht den Wagen an und rangiert ein bisschen. 4. Ich finde es immer noch nicht gerade genug. 5. Hanno sagt ich soll mich hinten aufs Bett legen und dann rangiert er noch ein bisschen. 6. Irgendwann steht der Wagen dann entweder gerade oder wenigstens so gerade wie möglich und ich rufe Stopp nach vorne. 7. Hanno macht den Motor wieder aus und weigert sich noch mal zu rangieren, sollte ich meine Meinung ändern.
Dann richten wir uns für den Abend ein. Geld und Schlüssel kommen in die Krimskramsschublade, in der inzwischen auch die Stirnlampe, der Tee und sonstige Kleinigkeiten lagern. Ursprünglich war es übrigens mal die Besteckschublade. Handys, Aufladekabel und sonstiger Elektrokram wird aus dem Fahrerhaus ins Wohnzimmer verfrachtet und die beiden vorderen Türen zugesperrt. Der Vorhang zwischen Fahrerkabine und Wohnzimmer wird zugezogen und schon ist der Van kein Auto mehr. Das mal als kleiner Exkurs in unsere tägliche Abendroutine.
Wir baden
Wir haben ja nur einen kleinen Van. Eine Dusche haben wir zwar in Form eines schwarzen Sacks dabei – eine sogenannte Solar Dusche – aber genutzt haben wir sie noch nicht. Das Wasser müsste man wohl für Stunden in die Sonne hängen um lauwarmes Wasser zu erzeugen und der Aufwand ist uns einfach zu groß! Allerdings bedeutet das, dass wir auf die öffentlichen Duschen angewiesen sind. Manchmal kosten die nur 2 NZD, manchmal wollen die Menschen aber auch 5 NZD für ein paar Minuten heißes Wasser. Da sind wir einfach zu sparsam für. Also wird halt nur alle 2-3 Tage geduscht. (oder wenn wir müffeln)
Heute stehen wir allerdings wie gesagt direkt neben einem Fluß. Das Wasser ist zwar eisig kalt, aber die Luft ist relativ warm. Es bietet sich also an die Chance zu nutzen. Ich kann garnicht so schnell gucken, da ist Hanno schon eingetaucht. Ich muss schon ganz schön die Zähne zusammenbeißen, aber ich schaffe es auch mich in das eiskalte Wasser zu legen und kurz abzuwaschen. Wieder ein mal 4 NZD gespart!
Es ist übrigens das Osterwochenende und die Campingplatz füllt sich gegen Abend noch ganz schön. Trotzdem ist es nachts super ruhig.
Unsere Unterkunft
Albert Town Campsite für 10 NZD pP/Nacht