All-inclusive in der Karibik
Weltreise Tage 315-321 (13.09-19.09)
Morgens aufstehen, sich an den gedeckten Frühstückstisch setzten, dann zum Strand rollen und dort nur noch aufstehen um sich mit der Nahrungsaufnahme zu befassen. Ein Traum den wir uns nach über 300 Tagen Weltreise für sechs Tage erfüllen. Nichts tun auf Zeit, das hat schon was. Allerdings sind wir am Ende des Experiments „all-inclusive“ auch wieder froh die Rucksäcke zu schultern und uns wieder dem Jagen und Sammeln zu widmen…
Von Schimmel und Rost
Wir hatten einiges über die Hotels in Varadero gelesen. Einiges gutes und einiges schlechtes. Von alten, verwohnten Möbeln war die Rede, von dreckigen Zimmern und von schlechtem Essen. Allerdings haben auch viele geschrieben, dass das Essen besser sei als gedacht und der Strand, das Wasser und das Wetter sind natürlich unschlagbar – es ist ja schließlich die Karibik. Wir waren also gut informiert und für alles vorbereitet, dachten wir, dann kamen die Frauen an der Rezeption.
Ohne Lächeln, sogar Blickkontakt war eine Aufgabe die für die Damen nur schwer zu bewerkstelligen war, wurden wir nach unseren Pässen und einem Voucher gefragt. „Voucher? Wir haben keinen.“ „Ihr müsst den aber zugeschickt bekommen haben, von eurer Reiseagentur.“ Kurzes Suchen im Handy – kein Voucher. „Aber wir sind ja bei Ihnen im System, geht es da nicht auch ohne?“ „Nein, wir brauchen den Voucher. Am Montag kommt aber ein Repräsentant, mit dem könnt ihr das dann klären. Na gut, also Montag. Die Zimmerkarten haben wir aber trotzdem schon mal bekommen und dürfen hoch ins Zimmer 105.
Das die Möbel alt sein würden, das war klar. Allerdings hatten wir weder mit Schimmel im Bad, noch mit Rost an Lampen und Kühlschrank oder mit feuchten Bettlacken gerechnet. Schön ist was anderes, und das sagen wir dem Empfang auch. Allerdings bieten die uns nur ein kleineres, schlechteres Zimmer als Alternative an. Naja, dann bleiben wir halt, fragen nach neuer Bettwäsche und nach jemandem der den Schimmel entfernt und die Klimaanlage von Gefrierfachtemperatur auf Kühlschrank erwärmt. Das hatten wir uns dann doch ein bisschen anders vorgestellt…
Das Hotel an sich könnte auch mal dringend ein bisschen Farbe und die ein oder andere Reparatur gebrauchen. Außerdem riecht es modrig, ein Problem, das aber wohl alle Häuser auf Kuba haben, das Klima ist einfach zu feucht. Wir wundern uns wie Melia das Hotel weiterhin als 5 Sterne Hotel auf dem Markt hält und trinken erst mal ein Bier auf dem Balkon. Haben wir vielleicht doch einen Fehler gemacht? Diese all-inclusive Welt ist schon ganz schön speziell! Na mal sehen, erst mal was essen, dann ‘ne Nacht drüber schlafen und morgen sehen wir weiter.
Kleine Überraschung am Buffet
Als wir gegen 19 Uhr zum Buffet gehen, sondieren wir erst mal die Lage. Bei Cesar am Fenster ist noch ein Platz frei und das ist auch eine gute Wahl. Er ist nett aber auch ehrlich, er bringt immer wieder Wein und Wasser und erklärt mir aber auch, dass ich an meinem Spanisch noch ordentlich üben müsste…hmmm… Am Buffet sind wir erst einmal ein bisschen verhalten. Nehmen uns von allem nur kleine Mengen um heraus zu finden was lecker ist und was nicht. Schnell haben wir gut von böse unterschieden und was übrig bleibt ist wirklich gut. Viel besser als wir erwartet haben. Die Laune steigt. Da kann sogar der schlechte Weißwein einem kaum noch die Stimmung versauen…
Sandstrand
Am nächsten Morgen ist die Stimmung dann noch ein bisschen besser. Die Sonne scheint und wir haben nichts vor heute, außer ein Date mit dem Strand. Beim Frühstück setzten wir uns in Monicas Bereich und beschließen das auch die ganze Woche über zu tun, Monica ist nämlich auch nett. Danach schultern wir unsere Strandtaschen und machen uns auf zum Stand, natürlich nicht ohne einen Zwischenstopp an der Bar einzulegen. Ich bitte die Frau hinterm Tresen meine Flasche einmal mit Wasser zu füllen. „Meine einmal mit Bier füllen,“ meint Hanno ohne den Mund zu verziehen und auch die Barfrau scheint die Bitte nicht besonders merkwürdig zu finden. Sie steht schon am Zapfhahn, als Hanno sie entgeistert anschaut und meint: „das war nur ein Witz, bitte auch Wasser.“ Langsam lerne ich diese Pauschalwelt ein bisschen besser kennen…
Unten am Strand biegen wir links ab und suchen uns zwei freie Liegen. Es dauert keine 30 Minuten und der Strand ist voll mit Kindern, die laut in den Wellen planschen. Versteht mich nicht falsch, wir haben beide nichts gegen Kinder, finden sie sogar ziemlich toll, aber eben nicht, wenn wir uns ganz absichtlich für ein kinderfreies Hotel entschieden haben um in Ruhe am Strand liegen zu können. Zu allem Überfluss ziehen wenig später auch noch die Klänge der Animation zu uns rüber – na das kann ja heiter werden… Da hilft nur noch die Flucht nach vorne. Mittags gibt’s Wein zum Essen und wir legen uns Nachmittags einfach an den Pool. Hier ist’s schön ruhig.
Unser Repräsentant
Am nächsten Morgen haben wir einen Termin mit Herrn Carlos, unserem Repräsentanten. Die Sache mit dem Voucher ist schnell geklärt und dann erzählen wir dem Mann von unseren bisherigen Erlebnissen. Wir lernen, dass die Strände in Kuba öffentlich sind, sie also jeder benutzen kann, nicht nur die Gäste des Hotels, und beschließen ab jetzt einfach rechts abzubiegen, da ist es ruhiger. Für das dreckige Zimmer entschuldigt sich Carlos und verschwindet kurz mal an der Rezeption. Zurück kommt er mit guten Neuigkeiten. „Um 15 Uhr könnt ihr in ein besseres Zimmer umziehen.“ Hurrah! Reden hilft. Wir verbringen die nächsten Stunden rechts am Strand und siehe da, hier ist es ruhiger – mag aber vielleicht auch daran liegen, dass heute Montag ist.
Um 15 Uhr stehen wir mit gepackten Rucksäcken an der Rezeption und holen uns die neuen Schlüssel ab. Das Zimmer ist im zweiten Stock, geht jetzt zur Straße raus, nicht mehr zum Meer und ist nicht wirklich besser. Etwas enttäuscht und auch genervt geht’s noch mal zur Rezeption. Diesmal zaubern sie die Schlüssel zum Zimmer 401 aus dem Hut. Also wieder mit dem langsamsten Aufzug der Welt nach oben, Tür auf und: Hurrah! Es ist ein renoviertes Zimmer, es ist sauber, sieht toll aus und es gibt keinen Schimmel. Wir sind im Himmel! Hier können wir es aushalten. Am dritten Tag unseres Pauschalexperimentes sieht die Welt plötzlich ganz rosig aus.
Auf geht’s zurück zum rechten Strandabschnitt. Und hier richten wir uns für die nächsten Tage auch häuslich ein. Das Hotel ist nicht besonders voll, also haben wir den Abschnitt mehr oder weniger für uns, teilen ihn uns nur mit vier anderen Leuten. Die liegen sind bequem, man hört nichts von der täglichen Animation, der Sand ist weich und das Wasser türkisblau und warm. Es weht eine Brise und die Kokospalmen schwanken leicht im Wind. Wir sind in der Karibik und können es in vollen Zügen genießen. So haben wir uns das vorgestellt.
Urlaubsroutine
In den verbliebenen drei Tagen entsteht so etwas wie eine wunderbar entspannte Routine. Morgens gehen wir bei Monica frühstücken und machen uns dann auf zum Strand. Wir lesen oder dümpeln im Wasser rum…Der Vormittag vergeht wie im Flug. Mittags gibt es im Poolcafé was zu Essen und um mit unseren Mitgästen mithalten zu können, auch ein Glas Wein – wir haben ja schließlich Urlaub von der Reise. Nachmittags zieht es uns dann immer wieder zurück zum Strand. Hier ist es einfach so schön ruhig und es sind kaum Menschen unterwegs und wir sind in der Karibik! Pools gibt es ja schließlich auch in Deutschland, aber die Karibik wird dort schwer zu finden sein…Das Leben ist gut zu uns. Abends gibt es dann noch mal was zu Essen und danach geben wir uns ein paar mal ganz der all-inclusive Welt hin und besuchen das Theater, eine wirklich hoch amüsante Angelegenheit. Mittelmäßige Tänzer präsentieren Ballett Vorführungen in allen Varianten: Pop, Musical, Romantik…nur was fehlt ist der kubanische Flair, die Lebensfreude. Sogar die „Cuban Night“ ist von europäischem Ballett geprägt und dem entsprechend steif. Wir halten es meist nur eine halbe Stunde aus, aber die ist dann ziemlich unterhaltsam und kurzweilig.
Lieber bei Altbewährtem bleiben
Das mit dem Abendessen ist übrigens immer so eine Sache. Die ersten drei Abende waren wir im Buffetrestaurant essen, aber langsam sind wir etwas abenteuerlicher geworden und haben an letzten drei Abenden in den Spezialitäten Restaurants reserviert. Nummer eins ist das französische Fine Dining Restaurant La Arcada. Kurze Hosen sind nicht gestattet, dafür erwartet uns ein extrem lautes Streichquartett, ein hochnäsiger Kellner und Essen das am ehesten als aufgewärmtes asiatisches Mikrowellenessen gelten könnte – richtig, eigentlich soll das hier französisch sein! Es ist eine Katastrophe aber auch schon wieder ziemlich witzig…wir beschließen dem Japaner morgen noch eine Chance zu geben, vielleicht bekommen wir da ja französisches Essen.
Der Japaner am nächsten Tag ist ein weiteres Erlebnis. Alle Gäste werden um 18:30 Uhr um drei verschiedene Show-cooking Stationen gesetzt und uns wird eine Karte in die Hand gedrückt. Unsere Tischnachbarn, die schon das zweite Mal hier sind, erzählen dann aber dass es ein gesetztes Menu gibt, die Karte ist also nur zur Deko da. Ist vielleicht auch besser so, denn dort stehen Fajitas drauf – immerhin in Teriyakisoße. Das Menu beginnt mit trockenem Sushi und dann beginnt der Koch mit lautem Getöse auf dem Metall des Herdes herum zu hauen. Es fliegen Reis, Eier und Romana Salat (als Ersatz für Pac Choi) auf die Herdfläche und alles wird mit Sojasoße und viel Lärm vermengt. Das Highlight ist der Feuerschwall der durch heißes Öl erzeugt wird und dem Fisch vollends den Gar ausmacht. Serviert bekommen wir Reiß mit warmem Salat, staubtrockenem Fisch und schlechtem Fleisch. Die Show war aber eine wunderbare Comedy Show…
Hanno und ich stochern ein bisschen im Hauptgang herum und beschließen nicht auf die wunderbare Kreation „frittiertes Eis“ zu warten und gehen – direkt rüber ins Buffetrestaurant. Während wir unsere Teller mit genießbarem Essen füllen, beschließen wir das Experiment „Spezialitätenrestaurants“ hiermit abzuschließen und unsere Reservierung beim Italiener am nächsten Tag verfallen zu lassen.
Fazit
Auch wenn der Start ein bisschen holprig war und man keine Experimente mit den Spezialitätenrestaurants wagen sollte, hatten wir eine wirklich schöne Zeit. Es ist doch mal was anderes sich einfach um nichts kümmern zu müssen. Außerdem ist die Location natürlich einmalig. Varadero hat einige der schönsten Sandstrände der Welt und das Wasser ist so blau wie im Paradies, hier kann man es schon aushalten.
Trotzdem freuen wir uns doch ziemlich, als wir nach sechs Tagen unsere Rucksäcke packen der Pauschalwelt den Rücken kehren und wieder in die reale Welt abtauchen können. Da fühlen wir uns wirklich wohler – aber es war ein Experiment und dafür ist die Weltreise ja da!
Die Art wie wir das Hotel verlassen ist übrigens wieder ganz „Backpacker“. An der Rezeption fragen wir beim Check-out was ein Taxi nach Havanna kostet. Von Havanna nach Varadero zahlt man je nach Verhandlungsgeschick 40-60 CUC. „88 CUC“, sagt man uns und uns fällt die Kinnlade runter. Also Rucksäcke auf und einfach drauf los laufen. Irgendwo werden wir schon ein Taxi anhalten, oder wir fahren eben zum Busbahnhof. Nach zehn Minuten an der Auffahrt zur Landstraße haben wir Glück, ein Oldtimer hält an. „Wo wollt ihr hin?“ „Das kommt drauf an, wie viel kostet es nach Havanna?“ „100 CUC“ „So viel Geld haben wir nicht, dann nur zum Busbahnhof.“ Kurze Stille, dann: „Ich habe einen Kumpel, der würde euch für 70 fahren.“ „Auch für 60, inklusive der Fahrt zum Busbahnhof?“ „OK“. Perfekt! Gut verhandelt und wir müssen nicht Bus fahren, sondern werden in anderthalb Stunden in einem klimatisierten Taxi direkt vor unser Casa Particular gefahren. Fünf Tage Havanna liegen vor uns.
Unsere Unterkunft
6 Nächte im Melia Las Americas – all inclusive