Phnom Penh
Weltreise Tage 74-76
Gestern hatten wir in der Oasis Bar noch ein Busticket nach Phnom Penh gekauft. Die Bar Arbeitet mit Mr. The zusammen, der die Fahrten an und über die Grenze schon seit Jahren macht. Für 14$ (12 €) Bekommen wir den Transfer zu der Grenze, seine Hilfe beim Grenzübergang sowie ein Ticket für die Fahrt nach Phnom Penh. Etwas teurer als bei anderen Anbietern, aber das ganze erscheint uns vertrauenswürdig und wir fahren auch direkt nach PP und halten nicht in Kampot oder Kep, was gerne mal 2-3 Stunden in Anspruch nehmen kann und von vielen Touri-Anbietern so gehandhabt wird.
Wichtig für Kambodscha: Man benötigt US Dollar. Das Land hat sein Vertrauen in die lokale Währung, nach dem die Khmer Rouge sie abgeschafft hatte, noch nicht zurück gewonnen und nutzt die USD als Parallel-Währung. Für uns bedeutet das, dass wir für einen richtig miesen Wechselkurs 100 Dollar umtauschen, so dass wir unsere Visa an der Grenze zahlen können.
Jetzt ist aber heute und der Tag beginnt mal wieder sehr früh. Wir wollen den frühen Bus nach PP nehmen um sicher zu gehen, dass wir noch bei Tageslicht ankommen. Das heißt aber auch, dass wir um 6 Uhr morgens am Hotel abgeholt werden. Die Abholung erfolgt ganz klassisch asiatisch auf dem Moped. Die Fahrer nehmen unsere großen Rucksäcke in den Fußraum und wir setzten uns mit unseren kleinen Rucksäcken hinten drauf. Die Fahrt dauert ungefähr 15 Minuten und ist schon ziemlich abenteuerlich. Die Mopeds schwanken leicht von links nach rechts, aber die beiden Fahrer machen das nicht zum ersten mal und wir kommen heile und mit allen Gepäckstücken an der Grenze an.
Hier wird viel und gerne gestempelt
An der Grenze werden wir erst sehr akkurat aus Vietnam ausgecheckt und fahren ein Stückchen weiter zum nächsten Haus. Hier holen wir unser Visa für Kambodscha ab. Eigentlich kostet das Visum 30$, an den Überlandgrenzen aber meistens 35$. So auch hier. Das Formular hatten wir schon im Vorfeld ausgefüllt und auch unser Passfoto feinsäuberlich an die dafür vorgesehene Stelle geklebt, wir sind halt doch deutsch. Der Beamte, der im Unterhemd hinter der Glasscheibe sitzt, klebt die Visa in die Pässe und nach gefühlten 10 Stempeln pro Pass halten wir die neu erworbene Eintrittserlaubnis in den Händen. Schnell noch alle Fingerabdrücke bei der Einreisekontrolle abgeben, 10 weitere Stempel pro Pass kassieren und schon dürfen wir offiziell für 30 Tage nach Kambodscha einreisen.
„The bus is paid, no problem“
Mr. The begleitet uns noch bis zur Bushaltestelle, die sich mitten auf der Straße an einem Absperrblock befindet. 10 Minuten später kommt dann auch ein gelber Minibus. Der Fahrer und Mr. The sprechen noch ein paar Worte und dann verabschiedet sich unser Reiseführer von uns. Auf unsere Frage, ob er wir noch die Bustickets haben könnten, meint er nur: „Die habe ich zu Hause vergessen, aber kein Problem, sie sind bezahlt. Der Fahrer weiß Bescheid. Wenn euch jemand fragt, sagt ihr die sind schon bezahlt.“ Ah ja, na wenn das mal gut geht. Erst mal Einsteigen und Rucksäcke verstauen. Die landen auf einem Haufen Kartons die in den ersten beiden Reihen bis fast unter die Decke gestapelt sind. Während der Fahrer alles versucht mit einem Strick fest zu binden, trudeln langsam noch ein paar weitere Fahrgäste ein und ich suche vor der Abfahrt lieber noch mal ein Klo. Das gestaltet sich, trotz netter Hilfe einer älteren Dame allerdings etwas schwierig, bis ich dann beim dritten Restaurant fündig werde. Eigentlich sind es nur ein paar Tische vor einem Privathaus, wie ich herausfinde, als ich die Toilette der Hausherren benutzen darf. Die Wäsche hängt da zum trocknen und auf dem Klo liegt noch ein roter Schlüpper vom Hausherrn persönlich. Ich bedanke mich artig und finde die Kambodschaner jetzt schon sehr nett und hilfsbereit.
Stop and go durchs Dorf
Zurück am Bus futtern wir noch schnell unser mitgebrachtes Frühstück – wir sind seit neuestem stolze Besitzer von zwei Tupperdosen und konnten uns so am Abend zuvor Jogurt mit Obst fertig machen – und dann geht die Fahrt auch los. Wir fahren genau 100 Meter und dann halten wir. In den Bus wandern nun drei Säcke Kaffeebohnen die einfach unter den Sitzen und im Gang verstaut werden. Es steigen auch noch 2 weitere Fahrgäste ein. Jetzt aber, endlich fahren wir los, denken wir uns – für genau 500 Meter. Hier steigt ein weiterer Passagier ein. Dieses Spiel wiederholt der Bus ca. fünf mal, bis er final irgendwo auf der Landstraße anhält. Hier steigt aber keiner ein. Plötzlich sehen wir eine Frau über die Straße rennen. In der Hand hat sie eine Tüte mit Styropor Behältern. Der Busfahrer bekommt noch schnell sein Mittagessen an das Fenster geliefert und endlich, eine Stunde nach Beginn der Fahrt, holpert der Bus durch die vielen Schlaglöcher in Richtung Phnom Penh. Es ruckelt und zuckelt und wir werden des Öfteren ganz schön durch geschüttelt.
Endstation!?
Nach vier, uns unendlich vorkommenden Stunden, kommen wir in den Vororten der Hauptstadt an. Der Bus beginnt wieder sein Stop and Go und als wir dann irgendwo auf einem Parkplatz an der Straße halten, sind wir nur noch die Hälfte der Fahrgäste. Der Busfahrer steigt aus, murmelt noch was auf kambodschanisch und das wars. Sind wir jetzt da? So ganz wollen wir den Tuk Tuk Fahrern, die uns fröhlich verkünden dies sei die Endstation noch nicht glauben. Die wollen doch bestimmt nur dass wir in ihre Tuk Tuks steigen. Wir fragen also den Busfahrer ob das hier die Endstation sei, der versteht aber kein einziges Wort Englisch, also müssen wir der Aussage vom Tuk Tuk Fahrer im rosa-farbenen Abercombie Hemd glauben und lassen uns für 4$ (3,50 €) zum Hotel fahren. Zum Glück spricht er gutes Englisch und kennt sogar das Hostel. Da sind die 4$ doch ganz gut investiert.
Das Hostel liegt in einem Teil der Stadt das sehr von westlichen Touristen und Expats geprägt ist. Die Häuser und Geschäfte sind sehr modern, es gibt unzählige Kaffees und Restaurants und alles wirkt fast schon trendy. Jeder Hipster würde sich hier wohl fühlen. Auch unser Hostel ist ziemlich schick und durch gestylt. Da stört uns noch nicht mal das es extrem hellhörig ist und wir nur ein Gemeinschaftsbad haben. Wir finden die Atmosphäre echt schön.
Am frühen Abend gehen wir in der Nachtbarschaft noch auf Essenssuche und finden ein sehr leckeres indisches Restaurant, welches auch preislich ein nicht zu großes Loch in unseren Geldbeutel reißt. Hanno hat zwar seit ein paar Tagen Magenprobleme und ist eigentlich auf Schonkost Diät, da passt die indische Küche mit ihren vielen Gewürzen, Chilli und Hülsenfrüchten natürlich voll ins Programm. Naja, er sieht es als Test an und schaut mal was passiert. Leider ist in Kambodscha durch den Dollar alles was mit der Tourismus Industrie zu tun hat ein bisschen teurer verglichen mit dem Rest von Südostasien. Deshalb ist für uns die nächsten Wochen sparen angesagt.
Geschichte
An unserem ersten Tag in Kambodscha haben wir uns gleich mit den harten, geschichtlichen Fakten des Landes auseinandergesetzt. Wir haben das Foltergefängnis S-21, sowie eines der hunderten Killing Fields des Landes besucht. Es war ein ziemlich harter Tag, aber wie wir finden es wichtig, auch diesen Teil der Geschichte zu kennen, um das Land und seine Leute besser zu verstehen. Die Khmer Rouge haben den Menschen in den 70iger Jahren unglaubliches Leid angetan. Sie haben über 2,000,000 Menschen, mehr als ein Viertel der Bevölkerung, getötet. Es gibt heute kaum eine Familie die nicht direkt betroffen ist. Wir hatten vor unserem Besuch zwar von der Khmer Rouge und dessen Taten gehört, waren uns aber der ungeheuren Verbrechen nicht so im Detail bewusst die sie hier begangen haben.
Das Gefängnis S-21 wurde Mitte der 70iger Jahre in einer alten Schule eingerichtet. Hierher wurden vermeintliche Staatsfeinde gebracht und meist über mehrere Wochen ein Geständnis aus ihnen heraus gefoltert. Staatsfeinde waren Intellektuelle, Gelehrte, Mönche, Menschen die Fremdsprachen beherrschten, aber auch solche mit weichen Händen. Oft hat schon das Tragen einer Brille ausgereicht um als Staatsfeind zu gelten. Nachdem ein Geständnis erzwungen und unterzeichnet war, wurden die Häftlinge bei Nacht mit verbundenen Augen zu den sogenannten Killing Fields gefahren und dort heimlich ermordet. Was uns so unbegreiflich vorkommt, ist wie lange, auch nach ihrer Entmachtung, die roten Khmer von den Vereinten Nationen als legitime politische Vertretung Kambodschas anerkannt wurden. 12 Jahre nach dem Ende des Regimes erhielten die Khmer Rouge sogar einen Sitz in der UN Generalversammlung. Erst 2007 begann der Prozess gegen die noch lebenden Mitglieder.
Was für ein Glück wir doch haben!
Bei beiden Orten gibt es einen sehr guten Audio Guide. Der einen langsam und behutsam durch die Räume, bzw. das Gelände führt. Es werden nicht nur die Geschehnisse erklärt und teilweise ergreifende Einzelschicksale erzählt, sondern man bekommt auch genügend Informationen um die Geschichte zumindest ansatzweise zu verstehen. Beide Orte sollte man unbedingt aufsuchen, wenn man in Phnom Penh ist. Uns hat dieser Tag mal wieder klar gemacht, wie viel Glück wir eigentlich haben, in der jetzigen Zeit in einem Land wie Deutschland geboren zu sein. Bei uns gibt es weder Krieg noch Unterdrückung, wir haben genug zu Essen und wenn wir krank sind haben wir eine sehr gute ärztliche Versorgung auf die wir zählen können. Wir können uns wirklich glücklich schätzen!
Echt oder unecht?
An unseren zweiten Tag wollen wir die Stadt etwas genauer kennenlernen. Das was wir bis jetzt so gesehen haben, gefällt uns nämlich gut. Als erstes möchten wir zum Russian Market im Süden der Stadt. Im Hotel fragen wir nach dem üblichen Preis für ein Tuk Tuk. 3 $ (2,60 €) kostet die Fahrt. Wenn wir allerdings sowieso wieder per Tuk Tuk zurück wollen, sollen wir gleich eines für beide Wege mieten. Da bekommen wir Mengenrabatt und es ist entspannter. Somit kosten uns Hin- und Rückweg nur 5 $ ( 4,40 €). Warum der Russian Market so heißt, kann ich gar nicht so genau sagen. Der offizielle Name ist Toul Tum Poung Market, aber so nennt ihn keiner. Auf dem Markt gibt es alles. Spielzeug, Lebensmittel, Moped Ersatzteile, Elektronik und Restaurants. Besonders viel Auswahl gibt es aber bei der Kleidung und den Schuhen. Jede bekannte Klamotten Marke ist hier vertreten. Es gibt Nike, Adidas, Polo Ralph Lauren, Abercombie, Gap, aber auch C&A haben wir gesehen. Vieles ist bestimmt gefälscht, bei einigen Produkten handelt es sich aber auch um C-Ware die in den Fabriken genäht und aussortiert wurden, oder auf anderen Wegen die den Weg aus der Fabrik gefunden haben… Wer würde schon C&A Klamotten fälschen…
Auf zur Waterfront
Unseren Tuk Tuk Fahrer haben wir dann noch gebeten uns über einen Telefonshop (zum SIMcard kaufen) an die Waterfront zu fahren. Das hat auch alles prima geklappt, bis wir dann am Ziel ankamen und er einfach mal 3 $ mehr haben wollte, für den kleinen Umweg. Angesprochen hatte er es vorher natürlich nicht. Dazu kam noch dass wir nur nen 20 $ Schein hatten und er natürlich nichts zum wechseln. Also sind wir erst mal Geld klein machen gegangen und haben ihn dann noch auf 2 $ runterverhandelt, was wir mehr als angemessen fanden. Jetzt waren wir aber endlich an der Promenade und, dank unseres wunderbaren Planens, genau zur Mittagshitze. Da hilft nichts außer langsam im Schatten wandeln und alle paar Meter zur Wasserflasche greifen.
„Der hat geschlossen“
Wir hatten uns ein paar vage Ziele gesteckt. Eines davon war der Komplex des Königspalastes mit der Silber Pagode. Leider hatte die Anlage geschlossen. Man konnte uns auch nicht genau sagen ob nur zur Mittagszeit oder für den restlichen Tag. Das Internet war auch keine große Hilfe, hier stand, er hätte den ganzen Tag geöffnet. Naja, 10 $ pro Nase waren uns sowieso etwas zu viel also haben wir uns die Gebäude durch die Gitter des Tores angeschaut und sind von dannen gezogen.
Wo alles begann
Das nächste Ziel war der Wat Phnom auf dem kleinen Hügel im Norden der Stadt wurde 1372 ein Tempel erbaut. Eine reiche Witwe hatte fünf Buddha Statuen im Fluss gefunden und wollte sie in einem Tempel unterbringen. Ein paar Jahre später wurde an dem Ort dann die Stadt gegründet. Die Anlage ist wirklich ganz schön und für 1 $ Eintritt kann man sich das alles schon mal anschauen, zumal hier ja alles begann. Aber es ist jetzt auch nicht der beste Tempel den wir in Südostasien gesehen haben.
Da wir mal wieder in der Mittagshitze losgelaufen sind, sind wir jetzt so gegen 15 Uhr ganz schön fertig. Wir laufen also ganz langsam wieder in Richtung Süden zu unserem Hotel. Am Central Market staunen wir noch mal ordentlich. Es werden ähnliche Sachen wie auf dem Russian Market angeboten, aber irgendwie kommt es uns authentischer vor. Es sind weniger Touristen unterwegs und die Waren richten sich auch eher an die Einheimischen. Es gibt Geschirr und Besteck in jeder Farbe und mit den dollsten Verziehrungen zu kaufen. Tupperware, Eimer und Besen werden in jeder Form angeboten. Es ist wirklich ein ganz normaler Markt.
Kaffee!
Irgendwann sind wir dann am Ende unseres langen Spaziergangs angekommen und fallen in „unseren“ Kaffeeladen ein. Das Brown Coffee House macht leckeren Kaffee und ist auch noch eine lokale Kette. Auch wenn die Preise normal hohes Phnom Penh Niveau haben. Wir genießen die kalten Getränke und planen den Rest des Abends. Hanno hat total Lust auf Nudeln mit Ketchup und angesichts der teuren Restaurantpreise und der weiten Wege etwas Günstiges zu finden, entschließen wir schnell noch eben in den Supermarkt zu gehen.
Wie kocht man Nudeln ohne Herd?
Hanno möchte unbedingt Spirelli Nudeln. Die muss man aber richtig kochen. Eine Küche haben wir im Hostel allerdings nicht… „Kein Problem, ich gehe einfach zur Restaurantküche und frage ob sie uns die Nudeln kochen,“ meint Hanno. Ich bleibe skeptisch und schmeiße noch Reisnudeln in den Korb, die man nur mit heißem Wasser übergießen und quellen lassen muss, dazu kommt noch Thunfisch und Mais. Ketchup haben wir noch. Hanno fragt dann tatsächlich in der Küche nach, und siehe da, 10 Minuten später haben wir einen Teller gekochter Nudeln in der Hand. Die Köche waren zwar etwas verwirrt und konnten nicht glauben dass er alle Nudeln alleine essen möchte, aber gemacht haben sie es trotzdem. Überreicht bekam Hanno dann den Teller mit den Worten: „Mit was isst du die denn eigentlich?“ „Na mit Ketchup!“ „Ach so, ja klar!“
Fazit für Phnom Penh: Es ist eine nette Stadt und wenn man mal in Kambodscha ist, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Die Stadt wird aber nicht unsere Lieblingsstadt. Dafür fehlt uns einfach ein bisschen Flair. Sie ist allerdings auf jeden Fall eine der entspannteren südostasiatischen Städte. Heute ist übrigens unser letzter Tag in Phnom Penh. Morgen geht es schon weiter. Leider wieder sehr früh. Um 7:30 Uhr holt uns der Bus ab und wir fahren nach Battembang.
Unsere Unterkunft
3 Nächte im Feliz Hostel für 19 € DZ/Nacht mit Gemeinschaftsbad