San Pedro und die Atacama Wüste Teil 1

San Pedro und die Atacama Wüste Teil 1

Weltreise Tage 212-215  (02.06-05.06)

Die Atacama Wüste ist der trockenste Ort der Erde. DSie ist 50 mal trockener als Death Valley. Für jede 50 Regentropfen die in Death Valley fallen, gibt es hier Einen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir sind hier, und ich kann es immer noch nicht ganz glauben.

Auf nach Chile

Die Fahrt im chilenischen Pullmann Bus ist an sich extrem ereignislos. Was bei Busfahrten immer eine tolle Sache ist. So können wir 10 Stunden lang entspannt Hörbuch hören und aus dem Fenster schauen. Denn die Landschaft ist alles andere als ereignislos. Berge, Vulkane und Salzseen wechseln sich ab. Zwischen durch sehen wir immer wieder mal Guanacos, Vicuñas und Wüstenfüchse, während wir langsam auf eine Höhe von 2400 Meter klettern. Nein, langweilig ist es nicht.

Ab und zu fallen uns aber auch die Augen zu…

Nur der Grenzübergang ist etwas nervig und langwierig. Die Argentinier und die Chilenen teilen sich ein Haus, was die Sache auf jeden Fall etwas leichter macht, schneller ist es dadurch aber nicht. Erst mal ausreisen aus Argentinien. Wir sind relativ weit vorne in der Schlange, die sich inzwischen schon aus der Tür ins Freie schlängelt. Das interessiert den Beamten aber nicht wirklich. Er macht so wie er gerade Lust hat, ganz gemütlich. Hanno ist vor mir dran und bekommt seinen Ausreisestempel. Dann gibt’s erst mal ein kleines WhatsApp Päuschen. So viel Zeit muss sein. Nach fünf Minuten erbarmt er sich dann wieder der Schlange und auch ich bekomme meinen Ausreisestempel. Direkt neben dem Argentinier sitzt der chilenische Beamte der für die Einreisestempel zuständig ist. Obwohl hier täglich mehrere Busse über die Grenze rollen, hat man das beim Bauen des Wartebereiches nicht bedacht. Es ist eng und weder vor dem einen Schalter noch vor dem anderen ist genug Platz für uns Wartende. Egal, irgendwie geht es und dann haben wir auch den Einreisestempel von Chile im Pass.

Soweit so gut. Fehlt nur noch der Zoll. Dazu brauchen wir unsere großen Rucksäcke, also ab zum Bus, Rucksack holen und wieder zurück ins Haus – ab in die dritte Schlange. Und hier warten und warten und warten wir. Es passiert gar nichts. Die Männer und Frauen vom Zoll machen Mittag, trinken Kaffee und quatschen miteinander. Irgendwann gehen zwei zum Bus. Nach Chile darf man nämlich keine verderblichen Lebensmittel mitnehmen. Dazu zählen auch Obst und Gemüse. Als die beiden Beamten von ihrer Durchsuchung zurück kommen, haben sie leider auch unsere Äpfel und Bananen im Schlepptau. Heute Abend gibt es bei den Beamten wohl lecker Obstsalat. Man könnte meinen jetzt geht es los, aber nein. Jetzt wird etwas weiter gewartet und wir dürfen zu schauen wie eine Busgruppe nach Argentinien einreisen darf.

Dann endlich, ist es auch bei uns so weit. Während die Argentinier ein Durchleuchtungsgerät haben, ist in Chile noch alles Handarbeit. Einer nach dem anderen dürfen wir vortreten, unsere Rucksäcke aufmachen und sie durchwühlen lassen. Wobei sich das bei mir in Grenzen hält. Rucksack auf, kurzer Blick nach drinnen, Rucksack wieder zu. Na das hat sich ja gelohnt. Aber egal, wir sind jetzt offiziell in Chile, zwar ohne Früchte, aber sonst durften wir alles behalten.

San Pedro

Der Wüstenort ist ein staubiges Dorf, das fast nur noch existiert um ein Anlaufpunkt für Touristen zu sein. Die Innenstadt besteht aus Restaurants, Souvenirläden und Touranbietern. Essen und Unterkünfte sind verdammt teuer. All das schreckt uns aber nicht wirklich ab, wir wollen die Atacama erkunden und dafür brauchen wir Zeit. Die verschiedenen Orte die man so besichtigen kann liegen teilweise auf 4500 Metern Höhe. Das macht man nicht mal eben so, auf jeden Fall nicht wenn man Kopfschmerzen vermeiden will. Also haben wir vor, sieben oder acht Nächte zu bleiben um zwischen durch genug Zeit zum ausruhen und akklimatisieren zu haben. Gebucht haben wir erst mal drei Nächte im Hostal Sumaj Jallpa.

Das Sumaj Jallpa

Unser Zimmer ist gerade breit genug, dass ein Bett rein passt und lang genug dass wir noch unsere Rucksäcke vor dem Bett deponieren können. Das Bad ist gegenüber, auf der anderen Seite des kleinen Innenhofes. Es ist sauber, gemütlich, das Frühstück lecker und die Mitarbeiter super nett. Wir fühlen uns total wohl und beschließen schon nach der ersten Nacht zu verlängern und nicht weiter zu suchen. (Blöderweise ist unser Zimmer nur noch zwei weitere Nächte verfügbar. Dann müssen wir in ein teureres Zimmer mit eigenem Bad ziehen.)

Wir mieten ein Auto

Nach einem Tag ausruhen, ankommen, orientieren und Touren buchen, ist es am 4.6. soweit. Wir machen unseren ersten Ausflug. Wie ihr ja inzwischen wisst, sind wir nicht so die Touren-Menschen, also haben wir uns ein Auto gebucht. 73.000 Pesos (ca. 93 €) kostet uns der Spaß für den einen Tag. Wir müssen verrückt sein! Aber da die Tour für die gleichen Ziele 50.000 Pesos pro Person kostet, relativiert sich das Ganze recht schnell und wir sind extrem froh über unseren kleinen Suzuki Allrad. Es macht doch einfach viel mehr Spaß alleine durch die Gegend zu fahren und selber zu erkunden.

Wir kommen übrigens viel zu spät los, weil: 1. Der Autovermieter heute verschlafen hat und ca. 15 Minuten zu spät zur Arbeit erscheint, 2. Wir noch Geld abheben müssen, wir aber nicht an die Automaten kommen, da sie über Nacht abgesperrt werden und erst um 9 Uhr mit der Bank zusammen öffnen. (Wer kann den das ahnen) und 3. Wir noch Tanken müssen, da es in der gesamten Atacama nur eine Tankstelle in San Pedro gibt und wir unbedingt einen vollen Tank brauchen um Abends auch wieder hier auf den Hof rollen zu können. In der Wüste auf den Abschlepper zu warten, das muss wirklich nicht sein.

Aber dann geht es los! Um 10 Uhr sind wir auf der Straße Richtung Süden. Unser Plan: erst mal den südlichsten Punkt auf unserer Liste anfahren und dann die restlichen Stopps auf dem Rückweg machen.

Piedras Rochas

Die Fahrt soll ca. 1,5 Stunden dauern. Aber irgendwie hat der Suzuki heute keine Lust. wir fahren von 2400 Meter auf 4200 Meter stätig bergauf. Das findet der Suzuki anscheinend doof und hört bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h einfach auf. Mehr ist nicht drin. Der kleine hat einfach keine Power und so rollen wir nach Piedras Rochas und freuen uns über jede noch so kleine Strecke bergab um mal die magischen 50 zu durchbrechen.

Vicuñas!

Der Weg hat sich aber gelohnt. Plötzlich stehen wir auf einem Hügel und schauen nach unten auf die Lagune. Sie leuchtet Türkis und ist umgeben von roten Felsen. Wirklich wunderschön. Die Straße führt uns zu einem weiteren Aussichtspunkt. Näher kann man aber nicht an die Lagune heran. Vor ein paar Jahren hat ein sehr dummer Mensch beschlossen, auf der Lagune zu kite-surfen. Dabei hat er nicht nur einiges am Ökosystem kaputt gemacht, sondern auch noch die historisch-kulturelle und teils religiöse Stätte mit Füßen getreten. Seit dem sind die Einheimischen sehr beschützerisch was das Areal angeht und alle Wege zum Wasser sind gesperrt. Es gibt immer einen, der es für alle kaputt macht…Aber nichts desto trotz sind Ausblick und die Landschaft wunderschön. Der Rückweg ist dann übrigens schneller, weil es meistens bergab geht und das dem Suzuki etwas leichter fällt.

Nächster Stopp mehr Lagunen

Die Lagunen Miscanti und Miñiques liegen auf dem Weg und waren uns einen kleinen Stopp wert. Außerdem haben wir Hunger und Essen mit Ausblick ist bekanntlich schöner als Essen ohne Ausblick. Die Lagunen sind wieder mega türkis und die Landschaft ist nicht von dieser Welt. Schnell noch ein paar Fotos geschossen und mit einem Fuchs Bekanntschaft gemacht. Und wir fahren weiter zum nächsten Spot.

Brot mit Salami – Lecker!
Laguna Miscanti…
…Laguna Miñiques…
…und der Fuchs

Oh Wunder, auch unser nächster Halt ist eine Lagune, aber eigentlich ist der Weg dorthin schon ein Highlight. Wir machen ja fast alles mit maps.me. Da es aber eine Offline Karte ist, sind die Straßenverhältnisse nicht immer up to date und da führt uns die App auch gerne mal über Schotterpisten, Sandwege oder wie in diesem Fall über eine Straße die gerade noch gebaut wird. Gut, es ist auch der einzige Weg der zur Lagune führt, aber eigenartig ist es trotzdem. Wir bahnen uns also unseren Weg durch die Bauarbeiter und Bagger und amüsieren uns prächtig. Am Ende der „Straße“ ist dann die Laguna Chaxa – unser eigentliches Ziel. Bekannt ist sie durch die vielen Flamingos die hier wohnen, allerdings sind heute kaum welche zu sehen. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Auf die rosa Tiere freue ich mich nämlich schon ‘ne ganze Weile. Auf dem Rundgang durch die Lagunenlandschaft fachsimpeln wir wo sie alle hin sind, ob es vielleicht Zugvögel sind? Final entscheiden wir, dass sie Urlaub haben und deshalb gerade nicht da sind. (Uns wird später übrigens erzählt, dass es daran liegt, dass immer mehr Touristen zur Lagune kommen, laut sind und sich generell daneben benehmen und die Tiere dadurch eben verscheuchen. Echt total schade.

Inzwischen ist es kurz vor Sonnenuntergang und wir haben Eindrücke ohne Ende gesammelt. Für uns ist heute Feierabend und wir bringen noch schnell das Auto zurück. Essen machen wir uns im Hostel und dann fallen wir müde und glücklich ins Bet.

Unser Ausflug war ein toller Einstieg in die Atacama Wüste. Auch dass wir mit einem Mietwagen los sind und die einzelnen Stopps in unserer Geschwindigkeit machen konnten war super. Die Landschaft hier ist wirklich nicht von dieser Welt. Gefühlt könnten wir auch auf dem Mond oder dem Mars sein. Wir sind auf jeden Fall auf die nächsten Tage und Ausflüge gespannt und freuen uns die Atacama noch weiter zu erkunden.

Größe 45?

Nach unserem Ganztagesausflug gestern ist heute wieder Ruhetag angesagt. Zumindest tagsüber bestehen unsere Hauptaktivitäten aus rumliegen, essen und ausruhen. Mittags geht’s kurz in die Stadt, hauptsächlich um auf Nahrungssuche zu gehen, aber auch um unsere Touren für die nächsten Tage zu buchen. Zufällig ist heute Markt in San Pedro und Märkten in fremden Ländern können wir nicht widerstehen außerdem braucht Hanno noch Schuhsohlen. Vielleicht werden wir ja fündig. Sohlen gibt es zwar, aber als ich nach Größe 45 frage, lacht der Mann nur. Dann gibt es halt keine Sohlen für Hanno.

Hanno auf dem Markt
Das ist übrigens San Pedro (früh morgens)
das auch
und das auch

Abends haben wir noch ein kleines Highlight geplant. Um 20:15 Uhr stehen wir vor unserem Touren Büro. Von hier soll uns der Bus abholen und in die Wüste bringen. Nach ca. 10 Minuten fällt den Mädels ein, dass der Treffpunkt wo anders ist und sie schicken uns die Straße runter. „Lauft einfach die Straße nach rechts. Ganz am Ende ist ein Reisebüro, danach kommt nichts mehr. Da müsst ihr hin.“ Naja, werden wir schon finden…

Nach den obligatorischen chilenischen 10 Minuten Verspätung kommt dann auch ein Bus, weitere Touris und jemand mit einer Liste in der Hand. Wir dürfen einsteigen und unsere Namen werden abgelesen. Hanno und ich sind die beiden einzigen die kein Spanisch sprechen.

In der Wüste bei Nacht

Chile, bzw. die Atacama Wüste ist ja bekannt für seinen unglaublich dunklen Himmel und daher einer der besten Orte um Sterne zu beobachten. Hier steht eines der größten und besten Teleskope der Welt (mit dem Wissenschaftler vor kurzem auch ein schwarzes Loch zum ersten mal fotografiert haben). Zu dem Teleskop fahren wir nicht, aber zu einem anderen. Wir haben eine Astronomie Tour gebucht und freuen uns schon riesig. Das Ganze hat übrigens 20.000 chilenische Pesos p.P. gekostet (ca. 25 €).

Ab ans Teleskop

Angekommen in der Wüste, gibt es erst eine kleine Einweisung und den Ablaufplan und dann werden wir aufs Teleskop losgelassen. Unserer Guide Nicola zeigt uns verschiedene griechische Sternenkonstellationen, die man wirklich nur mit viel Fantasie erahnen kann. Das Sternzeichen Jungfrau, z.B. erstreckt sich mal eben gefühlt über den ganzen Himmel. Die Frau hat mega lange Beine und einen winzig kleinen Kopf. Da hatten die alten Griechen aber schon reichlich Vino getrunken, als sie sich das ausgedacht haben…

Das Teleskop ist da schon ein bisschen interessanter, weil einfacher zu erkennen. Sie zeigt uns Saturn und einen der größten Kugelsternhaufen unserer Galaxie – Omega Centauri. Den Namen hat man schon öfter mal gehört, aber erst jetzt verstehe ich richtig was ich da eigentlich sehe. 10 Millionen Sterne formen ein Gebilde, das durch Schwerkraft aneinander gebunden ist und einen Durchmesser von 55 Lichtjahren hat. Der Haufen ist groß! Das hat uns beide ziemlich beeindruckt.

Wir befinden uns ja hier im Inkagebiet und die haben den Himmel noch mal ganz anders angeschaut als die Griechen. Für die war nämlich die dunkle Masse zwischen den Sternen wichtig und nicht wie bei den Griechen das Malen nach Zahlen Prinzip. Nicola zeigt uns das große und das kleine Lama, die Schlange und den Condor. Bis auf das große Lama, das ziemlich klar am Himmel ist, können wir die anderen aber auch nur erahnen. Ziemlich cool, was der Himmel alles zu bieten hat.

Etwas über die Sternenbilder zu erfahren ist super, auch dass es ein Teleskop gibt mit dem man so manche Sachen sehen kann, die man mit bloßem Auge nie erspähen würde, aber schon einfach so da zustehen, den Kopf in den Nacken zu legen und nach oben zu schauen ist phänomenal und eigentlich unser Lieblingspart der ganzen Tour. Die Sterne sind so klar und wir sehen die Milchstraße so wie wir sie zuvor noch nie gesehen haben. Es ist wunderschön und den Ausflug unbedingt wert!

Der Versuch, die ganze Pracht festzuhalten

Zum Abschluss gab es dann Fleischspieße, Glühwein und ein Lagerfeuer. Die Südamerikaner haben irgendwie nicht so ganz verstanden warum wir Glühwein mit Weinachten verbinden…Verkehrte Welt!

Unsere Unterkunft

Hostal Sumaj Jallpa für 35 €/Nacht

Carola

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