Cafayate – unsere Weinauszeit

Cafayate – unsere Weinauszeit

Weltreise Tage 209-211  (30.05-01.06)

Wir sitzen in Schaukelstühlen in der Sonne, in der Hand ein Glas Weißwein und schauen auf die herbstlichen Reben des Weinguts Finca de las Nubes. Ein Hund ist dabei die Teller unser Vorgänger akribisch sauber zu lecken (so spart man sich die Spülmaschine) und keiner pfeift ihn zurück. Idylle pur, für Mensch und Tier. In einer halben Stunde geht die Führung und Weinverkostung los. Bis dahin genießen wir einfach das Nichtstun.

Wir probieren zum ersten Mal Mate

Der Bus hält natürlich am Busbahnhof der, wie immer, etwas außerhalb des Ortes ist. Zum Glück ist Cafayate nicht groß und wir sind in 1,5 km am Hotel. Hier in Cafayate feiern wir unser Finale in Argentinien und da haben wir uns mal ein bisschen was gegönnt und wir kommen genau zur richtigen Zeit an. Um 17 Uhr checken wir ein und um 17:30 Uhr gibt’s afternoon tea auf der Terrasse. Die haben wir übrigens ganz für uns alleine. Die einzigen anderen zwei Gäste in dem kleinen vier Zimmer Hotel sind unterwegs.

Auf dem Teewagen steht auch Mate bereit. Ganz nach argentinischer Tradition ist es nur ein Becher, denn Mate wird geteilt. Jetzt sind wir doppelt froh, dass wir die einzigen Gäste sind. Mate mit Fremden teilen? So weit sind wir noch nicht. Constanza erklärt uns kurz wie’s geht und nach den ersten paar Schlucken schmeckt es uns auch ganz gut. (Könnte aber auch an dem gefühlten Pfund Zucker liegen, das Hanno in den Becher gefüllt hat.) Ach ja, selbst gemachte Limonade gibt es auch noch. Nur die versprochenen Kekse fehlen…na ja, vielleicht auch besser so.

Der Mate Becher

Neue Taktik beim Restaurant aussuchen

Wir sind in Cafayate zum Wein probieren und damit wollen wir heute Abend auch gleich anfangen. Laut unserer alt bewerten Taktik suchen wir auf Foursquare was Nettes raus. Leider macht das Restaurant erst um 21 Uhr auf, wir haben aber jetzt um 19 Uhr schon Hunger. Was für ein Glück, dass es genau neben an eine Weinbar gibt. Nett, klein und gemütlich soll sie sein. Zwei Dollar Zeichen hat sie, aber egal, wir wollen uns ja was gönnen. Als wir ankommen sitzt der Besitzer draußen auf der Terrasse und spielt auf seinem Handy… Die Bar selber besteht aus zwei Tischen und wir sind die einzigen Gäste.. Naja, ist ja noch früh. Als wir dann allerdings die Preise auf der Karte sehen die in US Dollar ausgeschrieben sind und er uns sagt, dass er nur ein bisschen Wurst und Käse zu Essen hat, beschließen wir, dass das hier vielleicht doch nicht unser Laden ist. Alleine in ‘ner Bar, nichts zu essen und dann auch noch teuer? Das ist nicht so ganz unser Ding. (Die Preise waren wirklich stark über den durchschnittlichen Niveau von Cafayate. Bestimmt hatte er tolle Weine, aber für uns war es heute nicht das Richtige. Mit einem Argentinier über Wein zu fachsimplen, war uns für heute eine Nummer zu groß.)

Wir beschließen beim rausgehen, unsere Taktik aus zwei Gründen zu ändern. 1. Wir haben keinen Handy Empfang, können also auch nicht nach weiteren Restaurants recherchieren und 2. Es ist Nebensaison und sehr wenig los, da wollen wir nicht riskieren ewig lang zu suchen um dann nur doch wieder alleine in der Bar zu sitzen. Unsere neue Taktik heißt also, den Laden mit den meisten Gästen zu finden und dort etwas zu trinken und zu essen. Auf dem Hauptplatz werden wir fündig. Der Wein ist lecker und nicht zu teuer und die Picada (Vorspeisenplatte) aus Käse, Wurst, Oliven und Brot lecker und viel. Uns gefällt es so gut, dass aus einem Glas zwei werden und dann setzt ein bisschen der Verstand aus. Als hätten wir in Tilcara nichts gelernt.

„Wir hatten bis jetzt ja nur ‘ne Vorspeise, oder?“ „Und das Restaurant, das erst um 21 Uhr aufmacht soll super spitze sein. Und morgen wollen wir ja schon wo anders essen gehen.“ OK, lass uns noch zum ‘Como en casa‘ gehen.” So in etwa muss sich unser Gespräch angehört haben, denn kurze Zeit später sitzen wir an einem von nur fünf Tischen im Como en Casa (die alle voll sind!) und ehe wir uns versehen haben wir beide eine Portion Pasta, bzw. Gnocchi bestellt, dazu eine Flasche Wein. Ich glaub man kann sich schon vorstellen wie die Geschichte endet. Genau: nach dem Essen kugeln wir uns beide gegenseitig durch die Türe und den kurzen Weg zum Hotel. Dabei fragen wir uns die ganze Zeit, wie so etwas passieren konnte. Plötzlich standen da zwei große Teller Pasta vor uns. Eigentlich hätten wir es besser wissen müssen. Portionen in Argentinien sind riesig. Aber bei Essen setzt unser Verstand manchmal gerne aus und plötzlich ist der Teller mit der Pasta leer.

Vor leeren Tellern im Como en Casa

Die Welt ist klein

Das wollte ich euch auch noch erzählen. Uns ist in der Bar mit der Vorspeisenplatte noch was Verrücktes passiert. Wir sitzen da uns trinken unseren Wein, da setzten sich zwei Leute an den Nebentisch. Irgendwie kommt mir der Typ bekannt vor. Hanno dreht sich kurz unbemerkt um und er ist sich auch sicher, den Typen kennen wir. Er hat noch nichts von unserer Aktion mitbekommen, aber seine Freundin. Die schaut etwas verwirrt, denn anscheinend erkennt sie uns nicht. Dann fällt es uns ein. Klar! Das ist der Typ von der Grenze in Laos, der den Beamten nicht bestechen wollte und die ganze Gruppe aufgehalten hat. Was für ein verrückter Zufall. Beim Gehen fragen wir die beiden dann, ob sie zufällig im Januar in Laos waren. Und tatsächlich, wir hatten Recht. Gisele und Damien reisen für 16 Monate durch die Welt und saßen tatsächlich im Januar im gleichen Bus über die Grenze nach Laos wie wir. Jetzt sitzen wir hier in der gleichen Bar in Cafayate. Die Welt ist so klein! Oder die Reiserouten aller Langzeitreisen so ähnlich. Wahrscheinlich ein bisschen was von beidem. Die zwei waren übrigens auch in Neuseeland und machen ungefähr die gleiche Route wie wir durch Südamerika. Mal sehen ob wir uns noch mal über den Weg laufen.

Die Sache mit den Rädern

Cafayate hat unglaublich viele kleine Weingüter in der näheren Umgebung, die man am besten mit dem Rad erkundet. Also machen wir genau das. Morgens nach dem Frühstück stehen wir auf dem Hauptplatz und suchen einen Fahrradverleih der uns zwei Räder vermietet. Die Wegbeschreibung von Constanza im Hotel ging ungefähr so „Fahrradverleihe gibt’s auf dem Platz super viele. Schaut einfach dort nach, wo viele Räder vor den Geschäften stehen.“ Die Aktion entpuppt sich als etwas kompliziert. Im ersten Laden gibt es Räder, allerdings funktioniert das Kreditkartengerät nicht. Wir haben nicht mehr genug Pesos, also erst mal Dollar umtauschen. „Wo macht man das am besten?“ fragen wir. „Da vorne in der Apotheke gibt es einen guten Wechselkurs. Geht da hin.“ Na klar! In die Apotheke, warum sind wir da nicht gleich drauf gekommen?

Mit neuen Pesos in der Tasche geht’s zurück zum Verleih. Allerdings stellt sich heraus, dass die Fahrräder nichts taugen und sowieso viel zu klein für Hanno sind. Aber die Frau ist nett und schickt uns über den Platz zur Konkurrenz. Die haben größere Räder. Da werden wir dann auch endlich fündig und nach gefühlten zwei Stunden sitzen wir um 11:30 Uhr auf unseren Drahteseln – nicht in Richtung Wein, sondern erst mal auf dem Weg zu ein paar Ziegen. Den Wein heben wir uns lieber für den Nachmittag auf.

Zu Besuch bei den Ziegen

In Cafayate gibt es nämlich auch eine Ziegenkäserei die man besichtigen kann, und was noch vielbesser ist, wo man auch den Käse probieren darf. Ca. 1 km südlich vom Ort ist der Bauernhof. Die letzte Tour des Tages sei gerade los gegangen, aber wir können die Ziegen besuchen, meint die Frau hinter der Theke. Danach sollen wir wieder kommen, dann können wir probieren. Klingt gut!  Die Ziegen sehen gar nicht so anders aus wie die in Deutschland, aber ich als Stadtkind finde es gut. Hanno findet es gut, dass er sich über meine Begeisterung amüsieren kann.

Als es dann ans Käse essen geht, ist er aber genauso begeistert. Das beste daran: Die Verkostung ist komplett kostenlos! Schnell finden wir aber heraus, wie sie ihre Umkosten wieder erstattet bekommen. Der Käse ist so lecker, dass wir gar nicht anders können und natürlich einen kaufen, wie bestimmt fast alle Besucher.

Auf zu den „Wolken“

Mit unserem neuen Käse im Rucksack geht es wieder zurück durchs Dorf und am anderen Ende dann den Berg hoch. Es ist tierisch anstrengend. Ich würde das ja gerne auf die Höhe schieben, aber Cafayate liegt nur auf 1700 Meter Höhe. Ich glaube es liegt eher daran, dass wir komplett unfit sind, seit Ewigkeiten nicht mehr auf ‘nem Rad gesessen sind und die Straße aus Steinen und Schlaglöchern besteht. Mir kommt die kleine „Hunde-Spiel Pause“ da genau recht. Uns verfolgt nämlich seit ein paar Minuten ein ziemlich aufgeregter Straßenhund. Als wir eine Trinkpause einlegen, findet er irgendwo ein Stöckchen und ist komplett aus dem Häuschen als wir dann sogar ein bisschen mit ihm spielen.

Der Stöckchen Hund

Irgendwann hört der furchtbare Berg dann auf. Nach weiteren drei Kilometern sind wir endlich am Ziel – die Finca las Nubes (die Wolken Finka) liegt vor uns. Es ist ein kleines, familiengeführtes Weingut das, wie wir später noch erfahren werden, 3% des in Cafayate hergestellten Weins produzieren (Cafayate produziert übrigens nur 2% des gesamten Weins in Argentinien). Wir fragen kurz nach, ob und wann es eine Führung durch das Gut gibt. 50 Minuten müssen wir noch warten. Genau richtig um schon mal ein Weinchen und eine Empanada in der Sonne zu genießen.

Die Tour ist super. Wir sind nur zu zweit und obwohl der Mann auf Spanisch redet versteht sogar Hanno fast alles, weil er so schön langsam und klar spricht. Die Weinkultur in Argentinien ist nur ca. 15 Jahre alt. Wein gibt’s natürlich schon viel länger, aber guten Wein scheinen sie erst seit 15 Jahren zu schätzen. Tatsächlich trinken die meisten Argentinier am liebsten günstigen, süßen Wein. Die teuren Reserven werden hier in der Finca hauptsächlich für den Export produziert. Nach der Tour gibt es natürlich auch noch eine Verkostung. Wirklich lecker! Übrigens, kannten wir den Las Nubes Wein schon aus Salta. Da hatten wir in mal im Laden gekauft. Ganz cool, dann mal zu sehen wo er produziert wird.

Noch ein paar Höhlenmalereien?

Auf dem Rückweg halten wir noch mal eben bei den Suri Höhlen. Hier soll es alte Höhlenmalereien geben. Schilder gibt es allerdings kaum und so stehen wir wenig später im Vorgarten eines Privathauses. „Wir suchen den Eingang zu den Höhlen“ rufe ich rüber. Der Mann nickt und bedeutet uns die Fahrräder an einen Baum zu stellen. Na gut. Hier ist tatsächlich der Eingang und er wird uns jetzt rund führen. Die Höhlenmalereien sind ganz nett und ungefähr 700 Jahre alt. Schon ziemlich beeindruckend, dass die hier einfach so mitten in der Landschaft sind. Der Ausblick vom Berg ist auch ziemlich cool und der Rundgang hat sich gelohnt.

Hier haben die Indios einfach mal eben die Sternen Konstellationen in Stein gemeißelt. Vorne links sieht man das Kreuz des Südens (auf dem Kopf)

Endlich kann ich absteigen

Gegen 16:30 Uhr sind wir dann wieder am Fahrradverleih und ich bin ziemlich froh, endlich absteigen zu können. Der harte Mountainbike Sattel ist im Vergleich zu meinem Sessel Sattel zu Hause wie ein Brett und mein Hintern beschwert sich schon eine ganze Weile.

Bad Brothers

Abends geht es dann zu den Bad Brothers, einer weiteren Bodega in Cafayate. Sie sind eher modern und etwas gehoben unterwegs und die Gerichte dem entsprechend moderne Interpretationen Argentinischer Klassiker. Das ganze wird in kleinen Portionen serviert, so dass man sich 4-5 verschiedene Sachen teilen kann. Der Theorie ist es genau unser Ding, allerdings nur in der Theorie. In der Praxis ist der Service ziemlich gelangweilt und das Essen zwar lecker, aber das gewisse Etwas fehlt. Den Wein den wir wollten, haben sie leider nicht da und wir müssen eine Alternative trinken (keine großes Drama – war nämlich auch lecker.) Wir teilen uns 3 Gerichte und beschließen es dabei zu belassen – wollten ja sowieso nicht mehr so viel Essen. Das großes Aha Erlebnis ist leider ausgeblieben.

Samstags in Cafayate

Heute ist schon unser letzter Tag in Argentinien und wir lassen es uns noch mal richtig gut gehen. Im Hotel dürfen wir etwas später auschecken und verbringen den Vormittag auf der Terrasse. Mittags geht es dann noch mal gemütlich was Essen. Auf dem Hauptplatz ist Dank Wochenende einiges los und wir finden einen schönen Tisch in der Sonne. Empanadas, Salat und ein Gläschen Wein finden nach und nach ihren Weg auf unseren Tisch und es ist einfach nur schön. Wir kommen uns vor wie im Urlaub. Schade, dass wir heute schon weiter fahren. Eigentlich hätten wir gut noch ein paar Tage in Cafayate verbringen können.

Wein und Empanadas – was braucht man mehr
Auf dem Weg zum Bus lief uns ein Mann auf seinem Pferd über den Weg, mitten auf der Straße…

Mal wieder Salta

Um 16 Uhr geht unser Bus zurück nach Salta. Denn von hier fahren wir morgen früh um 7 Uhr weiter ins nächste Land. Das Hotel in Salta hat sein 8.6 auf Booking nicht verdient, aber zum Glück sind die Lacken sauber. Wir gehen noch schnell was im Supermarkt fürs Abendessen und die Busfahrt einkaufen und schauen dann im Bett das Finale von Game of Thrones. Morgen klingelt der Wecker um 5:45 Uhr. Dann mal gute Nacht.

Das Auto stand da so an der Tankstelle, nachdem wir vom einkaufen wieder kamen – fanden wir lustig…

Unsere Unterkünfte

2 Nächte im Casa del Sol in Cafayate für 55 €/Nacht

1 Nacht im La Posada del Parque in Salta für 22€/Nacht

Carola

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