Northland

Northland

Weltreise Tage 183-185  (04.05-06.05)

Hier ist also das Ende von Neuseeland. Hier treffen die von Westen kommende Tasmansee und der östliche Pazifik aufeinander. Die Stelle kann man gut erkennen. Die beiden Meere vermischen sich nicht still und heimlich sondern machen das mit viel Lärm und Getöse. Wellen und Strudel sind ständig sichtbar. Es ist schon irgendwie cool, so am nördlichsten Punkt von Neuseeland zu stehen. Eigentlich wollten wir ja schon gestern hier sein, aber wer konnte denn ahnen, dass wir für die 5 km über 4 Stunden gebraucht hätten (und das wäre nur der Hinweg gewesen).

Tag 24 Der Tag an dem ich Ja sagte

Der Tag sollte wieder ein langer Fahrtag werden. Es warten noch 350 km auf uns, für die wir laut Google ca. 5 Stunden brauchen. Bei uns werden es dann auch leicht mal 6 oder 7 Stunden, weil wir so gerne anhalten um Bilder zu machen. So auch in der Kleinstadt Kawakawa. Wir müssen mal aufs Klo und zufällig fahren wir gerade hier vorbei. Kawakawa ist nämlich ziemlich bekannt, nicht für den alten Bahnhof oder die Dampflokomotiven, sondern für seine öffentlichen Toiletten. Die wurden nämlich von keinem anderen entworfen als Friedensreich Hundertwasser. Der hatte in der Nähe ein kleines Anwesen und hat sich hier mal eben verewigt. Die Anlage wurde sogar mal zu den besten Toiletten der Welt gewählt und seitdem verirren sich immer mehr Touristen in dieses verschlafene Nest. Wir natürlich auch.

Zu Besuch im Bilderbuch

Northland sieht aus als wäre es einem Bilderbuch entsprungen. Es ist unglaublich. Egal wo wir hinschauen, gibt es rollende, grüne Hügel und hübsche Bäume deren Blätter in wunderschönen Herbstfarben leuchten. Auf denWeiden grasen Kühe und Schafe, am Wegesrand gesellen sich Truthähne und Pfaue dazu. Diese Idylle ist großartig. Nehmt euch ein x-beliebiges Kinderbuch über die Jahreszeiten, schlagt die Seite zu Herbst auf, so sieht es hier aus. Wer kein Bilderbuch zur Hand hat, kann sich auch Lord of the Rings anschauen. Hier sieht’s nämlich auch aus wie im Auenland.

Aggro-Möwe

Mittagessen gibt es mal wieder am Strand. Beobachtet werden wir dabei die ganze Zeit von einer ziemlich aggressiven Möwe, die alle Artgenossen verscheucht, in der Hoffnung dass bei uns ein Krumen abfällt. Allerdings kennt sie uns da schlecht. Was Essen angeht sind wir sehr sorgfältig. Übriggebliebene Krumen gibt es bei uns nicht. Die Möwe verfolgt uns übrigens noch bis zum Auto – das Ganze hat ein bisschen was von Hitchcock.

Das ist unser Mittagsplätzchen – Coopers Beach

Das leckerste Eis der Welt

Hatte ich schon erwähnt, dass es sich anfühlt wie Sommer? Wir haben mindestens 22 Grad, die Sonne scheint und es ist keine Wolke am blauen Himmel. Da kommt uns die Eisbude am Straßenrand irgendwo in Northland gerade recht. Hanno bestellt schwarze Preiselbeere und ich Himbeere. Und das ist nicht irgendein schnödes Fruchteis, nein, die Frau nimmt Milcheis, haut gefrorene Früchte dazu und vermischt alles im Mixer. Danach wird es ähnlich wie Softeis in eine Waffel gefüllt. Mega lecker! Und es schmeckt toll natürlich. Erst wollten wir uns eine Portion teilen. Zum Glück haben wir es nicht gemacht. Die Kalorien sind es wert!

Der nördlichste Campingplatz Neuseelands

Gegen 15 Uhr kommen wir am Ziel an. Wir stehen auf dem nördlichsten Campingplatz des Landes der auch noch direkt am Meer gelegen ist. Besser kann es gar nicht sein. Ach so, außer uns stehen hier nur noch 4 weitere Camper, es ist warm und die Sonne schient! Unser Plan ist es, heute noch zum Cape Reinga zu laufen, dem nördlichsten Punkt des Landes. Auf der Karte sind es ca. 5 km. „Kein Problem“, denken wir uns. „Das schaffen wir in einer Stunde. Zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück. Also schnell Wanderschuhe an, Rucksack auf und los geht’s – erst mal am Strand entlang. Dann gehen die Klippen los. Hier steht auch ein Schild, dass den Trek ausweist. Fünf Kilometer sind es bis zum Kap. Was steht da? Dafür brauchen wir 4 Stunden? Krabbeln die auf allen Vieren den Weg entlang? Aber als wir nach oben schauen und sehen wie steil der Weg ist und wie weit er nach oben geht, da macht das mit den 4 Stunden dann doch langsam Sinn. Mist. Das schaffen wir heute aber nicht mehr. Wir beschließen morgen mit dem Van zum Leuchtturm zu fahren, heute aber noch ein bisschen zu wandern und einfach mal los zu laufen. Nach einer Stunde können wir ja wieder umdrehen.

…Der alte Mann und das Meer…

Plötzlich war da ein Ring

Der Weg ist steil aber schön und wir genießen es beide, uns nach dem langen Tag im Auto die Beine zu vertreten. Auf einer flachen Anhöhe machen wir kurz Pause. Von hier kann man die Bucht und den Campingplatz schön sehen – davon brauche ich natürlich ein Foto. Plötzlich steht Hanno direkt vor mir, legt meine Kamera zur Seite und nimmt mich bei den Händen. Mit wunderschönen Worten fragt er mich ob ich seine Frau werden will, geht sogar auf ein Knie. Vor Aufregung fragt er mich sogar zweimal, sollte ich ihn beim ersten Mal nicht verstanden haben. Natürlich sage ich Ja! Einen Ring hat er sogar auch dabei und steckt ihn mir dann an den Finger.

Ich war übrigens bis zu dem Moment wo er meine Hände genommen hat wirklich komplett ahnungslos. Hanno hat mich mit dem Antrag hier in Neuseeland total überrascht. Klar hatten wir schon mal über das Thema heiraten gesprochen, aber dass es hier passieren würde da mit hatte ich nicht gerechnet. Was den Antrag um so schöner gemacht hatte – weil er mich damit eben so überrascht hat.

Wir sind beide überglücklich, ein bisschen emotional und voller Endorphine und Adrenalin an Wandern ist nicht wirklich mehr zu denken. Wir versuchen es zwar noch ein Stück, aber ich falle ständig über Wurzeln oder meine eigenen Füße. Meine Gedanken sind einfach wo anders. Wir müssen beide wie sehr tollpatschige, grinsende Honigkuchenpferde ausgesehen haben. Auf der nächsten Anhöhe machen wir also halt, setzen uns ins Gras und genießen einfach den Sonnenuntergang. Das ist sowieso viel besser als Wandern.

Im freien kalt duschen

Trotz Verlobung haben wir ja auch noch Camping Alltag und der besagt, dass man Duschen nutzen sollten wie sie kommen, gerade wenn sie kostenlos sind. Hier gibt es welche, allerdings sind sie draußen und es gibt nur kaltes Wasser. Egal – heute war es recht warm und wir wagen uns ran. Mit dem duschen bis übermorgen in Auckland zu warten ist nämlich keine Option. Also Badeklamotten angezogen, Seife und Handtuch geschnappt und ab unter die, doch ziemlich kalte, Dusche. Abends gibt es wieder Resteessen und zur Feier des Tages eine Flasche Wein.

Unsere Unterkunft

Taputupotu Campsite– kostenloser Freedom Platz

Tag 25 Unser letzter Tag im Camper

Am Morgen wachen wir mit einer leichten Melancholie auf. Es ist unser letzter Tag im Camper. Das wird mir gerade bewusst. Wir haben die letzten 25 Tage so sehr genossen, die Freiheit gefeiert, die wir mit dem Van hatten, und wollen ihn einfach nicht zurück geben. Wie schön wäre es, noch mal 3 Wochen damit durch die Gegend zu fahren. Neuseeland hat noch so viel zu bieten, uns würde bestimmt nicht langweilig werden. Kurz überlegen wir wie es wäre, wenn wir unseren Weiterflug noch nicht gebucht hätten. Wir sind ein bisschen zerrissen zwischen noch hier bleiben zu wollen und möglichst viel von der Welt zu sehen. Naja, der Flug ist ja schon gebucht, also ist die Entscheidung schon getroffen. Am Ende auch die richtige Entscheidung. Wir können ja wieder kommen!

Cape Reinga

Nach dem wir unsere Zelte abgebrochen haben, fahren wir erst einmal die letzten paar Kilometer zur absoluten Spitze von Neuseeland – Cape Reinga wartet auf uns. Es ist noch relativ früh und wir haben das komplette Kap und den Leuchtturm für uns alleine. Der Weg zum Leuchtturm führt durch ein großes Tor, hier hört man traditionelle Maori Klänge. Denn für die Maori ist dies ein heiliger Ort. Hier am Kap haben sich die Seelen der Verstorbenen auf den Weg in das Land der Ahnen aufgemacht.

Das Kap wirkt wirklich mystisch. Sogar heute, bei Sonnenschein und blauem Himmel ist die endlose Weite der beiden Meere beeindruckend. Ich kann mir nur vorstellen wie mystisch es hier an regnerischen Tagen aussieht. Die Stelle wo die Tasmansee und der Pazifik aufeinander stoßen ist ziemlich gut zu sehen. Hier bauschen sich immer wieder Wellen auf und das Meer scheint zu brodeln.

Heute ist es relativ ruhig, aber man sieht die „Grenze“ schon, finde ich

 Wir fahren noch mal schnell in die Wüste

Ein Highlight steht heute noch aus, bevor wir uns auf den langen Weg nach Auckland machen. Wir wollen noch mal kurz in die Wüste. Nicht genug, dass es in Neusseeland Bilderbuchlandschaften, vulkanische Gebiete, Regenwald und Gletscher gibt, hier gibt es auch noch Wüste. Und zwar liegt die direkt am Meer hier oben in Northland. Wir fahren zu den Te Paki sand dunes.

Ihr müsst euch das so vorstellen. Ihr fahrt entlang von rollenden Hügeln, dann durch einen kleinen Wald und dann – Sanddünen! Mindestens 10 Meter hoch. Unglaublich cool. Da müssen wir natürlich hoch klettern. Also Schuhe aus und hoch rennen. Eigentlich dachten wir, wenn wir oben sind können wir schön aufs Meer gucken, aber jetzt kommt die zweite Überraschung, diese Sanddünen Landschaft zieht sich noch ganz schön weit entlang. So weit, dass wir beschließen nicht mehr bis zum Meer zu laufen. Ist nämlich ganz schön anstrengend, dieses im Sand Gelaufe. Ich kann nur immer wieder sagen wie atemberaubend, wunderbar, einmalig, phänomenal und manchmal auch überraschend diese Natur ist.

Die Dünenlandschaft vom Cape Reinga aus

Alter Bekannter

Auf unserem Weg nach Süden beschließen wir, Port Albert einen zweiten Besuch abzustatten. Es liegt ca. 1,5 Stunden von Auckland entfernt, eine gute Distanz für den morgigen Tag, und gibt uns somit genug Zeit morgen früh den Camper aus zu fegen und unser Zeug zu packen. Irgendwann am späten Nachmittag kommen wir an und heute gibt es die letzten Reste: Nudelsalat a la Caro. Ziemlich lecker, weil es ein Resteessen ist aber auch leider nicht reproduzierbar. (Ich weiß beim besten Willen nicht mehr was alles drin war.)

Ein bisschen zusammenhaltslos, aber trotzdem interessant. Das ist Pak n Safe, „unser“ Supermarkt. Hier haben wir immer eingekauft

Unsere Unterkunft

Port Albert – kostenloser Freedom Platz

Tag 26 der wirklich allerletzte Tag mit unserem Camper

Abgeschlossen mit unserem Roadtrip hatten wir ja eigentlich schon gestern. Trotzdem fällt es heute morgen immer noch recht schwer, den Camper sauber zu machen und unsere Sachen zu packen. Mit jedem Rest Kaffeesatz den wir aus dem Auto fegen (ihr erinnert euch an Hannos Kaffee-Umwerf-Aktion), mit jeder Socke die wir in irgendeiner hintersten Ecke des Vans finden, verwandelt er sich von unserem Zuhause zurück in einen Leih-Camper.

Während ich das Auto besenrein putze, läuft Hanno mit unseren paar letzten Lebensmitteln über den Campingplatz und verschenkt sie an die Glücklichen die noch ein paar Tage länger das Campingleben genießen dürfen. Gegen 11 Uhr ist der Wagen sauber, unser Zeug in den Rucksäcken verstaut und wir treten die Rückfahrt nach Auckland an. Kurz vor Ziel tanken wir noch schnell voll, und verabschieden uns schon mal von Hubertus, das ist Privatsache! Dann geht alles ganz schnell. Das Depot von Euro Campers ist gefunden, die Rucksäcke werden ausgeräumt und die Schlüssel sind abgegeben. Die Frau von Euro Campers checkt noch mal alles durch und gibt uns das OK. Alles in bester Ordnung. Wir stellen noch die letzten Lebensmittel, die Hanno auf dem Campingplatz nicht los geworden ist, in das Regal das im Büro extra dafür aufgestellt wurde und dann gibt es nichts mehr für uns zu tun, als ein Uber zu rufen und ins Hotel zu fahren. Das machen wir dann auch.

Der Kilometerstand im Auto zeigt übrigens an, dass wir in den 26 Tagen 4,764 Kilometer durch Neuseeland gefahren sind. Es war eine tolle Reise, vielleicht die Beste die wir bis jetzt so gemacht haben. Uns hat die Natur einfach überwältigt. Egal wo man hinsieht, es sieht einfach fantastisch aus. Egal wo man hinfährt, man wird etwas Besonderes erleben. Aber nicht nur die Natur war atemberaubend, auch die Menschen in Neuseeland waren wunderbar. Wir hatten nicht einmal das Gefühl nicht willkommen zu sein. Alle waren uns gegenüber freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Das Land wirkte auf uns komplett entspannt, so das auch wir die vier Wochen lang entspannt waren, obwohl wir jeden Tag etwas Neues erlebt haben, hatten wir nie das Gefühl von Overload. Klar hatten wir ein straffes Tempo, und klar wären wir auch gerne mal ein bisschen länger an einem Ort geblieben, aber dafür können wir ja wieder kommen. Mit mehr Geld und mehr Zeit versteht sich.

Wie es heute Nachmittag weiter geht, wo wir die nächsten Tage übernachten und was wir so in Auckland alles machen, davon erzähle ich das nächste Mal.

Carola
2 COMMENTS
  • Andrea
    Antworten

    🥂🌺🍀🍾🌸Herzliche Glückwünsche zur Verlobung!

    1. Hanno
      Antworten

      Danke 😀

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